|
Mein erster Sloughi
(deutsche + englische Version)
von Marietta Heil
|
Azali mit ihrem Bruder Anschelo Dau al Gamar, Foto: M. Heil |
Vorweg die Frage, warum gerade ein Sloughi? Zu Beginn meiner kleinen
Geschichte, möchte ich kurz erzählen, wie ich eigentlich auf den
Sloughi kam.
Alles kam durch Senta! Senta war mein erster Hund. Ein Afghanen-Mischling,
der dem Afghanen so ähnlich war, dass man über den genetische Rest
nur spekulieren konnte. (evtl. Gordon-Setter oder Hovawart?) Sie
suchte - im Gegensatz zu dem sonst üblichen Weg - mich als Besitzer
aus, nicht ich sie!
Sie streunte sehr häufig durch unser Dorf, hierbei lernten wir
uns kennen und wurden dicke Freunde. Ihre Besitzer gaben sie gerne
an mich ab, da sie mit ihr ständig Schwierigkeiten hatten und sie
schnell bemerkten, dass dieser Hund nur eines wollte - nämlich an
meiner Seite zu sein. Senta lief ständig von zu Hause weg um mich
zu suchen und sie setzte sich durch. Sie blieb bei mir, ihr ganzes
Leben lang und machte mich zum reichsten Menschen der Welt. Senta
war das größte Geschenk und wir meisterten alle Höhen und Tiefen
des Lebens gemeinsam. Ich bin zusammen mit Hunden aufgewachsen,
jedoch waren die Hunde unserer Familie immer Jagdhunde und Kollegen
meines Vaters, der beruflich Förster ist. Mir war bisher das zauberhafte
Wesen des Windhundes verborgen geblieben. Man muss es einfach erlebt
haben!
|
Azali Dau al Gamar mit 8 Wochen, Foto. v. Hübbenet |
Nach Sentas Tod (ich durfte sie 12 Jahre bei mir haben), wollte
ich keinen Hund mehr. Ihr Verlust war so groß für mich, dass ich
mir nicht vorstellen konnte, dass ihr Platz von einem anderen Hund
besetzt werden sollte. Nach einiger Zeit der Trauer wurde mir dann
doch klar, dass ich ohne Hund nur ein halber Mensch bin. Sicherlich
kann man einen Hund nie ersetzen, aber ich wollte einen Neuanfang
starten, gemeinsam mit einem Welpen. Ich bin sehr froh, dass ich
diesen Schritt wagte!
Nun stellte sich als Nächstes die Frage, was für ein Welpe sollte
es sein? Ich schmökerte in vielen Büchern über Hunderassen, welcher
Hund am besten zu mir passen könnte. Wohl nicht sehr verwunderlich,
dass ich immer wieder bei den orientalischen Windhunden kleben blieb.
Ich hatte jedoch immer etwas Bedenken, wenn ich die Rassebeschreibungen
der Orientalen las. Fast überall bekam ich zu lesen, dass das "Freilaufen"
dieser Hunde nicht unproblematisch sei! Senta lief grundsätzlich
frei! Verließ mich nur, wenn sie mal schnell jagen gehen musste.
Damit konnte ich gut leben!
Einen Hund nur an der Leine zu führen ist für mich ein unvorstellbarer
Gedanke. Dieser Gedanke ließ mich bei meiner Entscheidung anfangs
zögern. Für den Sloughi entschied ich mich dann vielleicht nicht
so, wie die meisten Menschen, die einfach von diesem Hund und seinem
Wesen so begeistert sind, sonder eher aus rein praktischen Gründen.
|
Azali Dau al Gamar mit 8 Wochen, Foto. S. Flatzek |
Es war das schöne kurze Fell des Sloughis. Ich glaube, mich hätte
es aus emotionalen Gründen eher zum Afghanen gezogen. Dass muss
ich hier ganz ehrlich gestehen. Da ich meinen ersten Hund immer
am Pferd dabei hatte, wusste ich, was nach einem erholsamen Ausritt
an Fellpflege auf mich zu kam. Das wollte ich vermeiden.
Je mehr ich mich mit der Rasse des Sloughis beschäftigte, desto
mehr kam in mir der Wunsch auf, einen solchen Hund als meinen Weggefährten
haben zu dürfen. Anfangs hatte ich große Bedenken, dass man mir
ein so edles, sensibles Tier nicht überlassen wollte, da ich bis
jetzt nur mit einem orientalischen Mischling Erfahrung hatte. Außerdem
wollte ich einen "Begleiter", kein schönes Schmuckstück, das mein
Sofa schmücken sollte. Mit der Rennbahn hatte ich auch nichts am
Hut, schon gar nichts mit Ausstellungen. Mein Sloughi sollte frei
laufen, beim Reiten dabei sein, mit mir Feten und Feste feiern.
Er sollte gemeinsam mit mir durchs Leben ziehen, glücklich sein
und sich in meiner soliden Behausung wohl fühlen.
|
hier ist der komplette "A" Wurf Dau al Gamar mit
9 Wochen zu sehen. Foto: E. Schwender |
Ich befürchtete, dass ein Sloughi Züchter der Meinung sein könnte,
dass ich mir nicht die richtige, zu mir passende Rasse ausgesucht
hätte. Das Gegenteil war zum Glück der Fall. Ich fand meine Sloughi
Züchterin und sie lud mich zu sich und der Sloughi Mama mit 11 wunderschönen
Welpen ein. Gemeinsam mit meinen Eltern fuhr ich in die Nähe Münchens,
um uns alle näher kennen zu lernen und natürlich auch um endlich
die süßen Sloughi Babys zu besichtigen.
|
Azali Dau al Gamar, Foto: M. Heil |
Ein Mädchen sollte es sein und sandfarben! Ich glaube es dauerte
nur ganz wenige Minuten, ja ich glaube eigentlich nur einen Augenblick,
da fand ich auch schon meine kleine Azali. Ich sehe sie noch ganz
genau, wie sie zusammen mit ihren Geschwistern als Knäuel zusammengekuschelt
die ersten Frühlingssonnenstrahlen genoss. Meine Mutter schenkte
unabhängig von mir ebenfalls der kleinen hellsandfarbenen Hündin
ihr Herz.
Ich kann im Nachhinein nicht sagen, warum ich mich gerade für sie
entschieden haben, sicher ist nur, dass diese Entscheidung die Richtige
war. Mein Gefühl entschloss sich für Azali, Äußerlichkeiten waren
dabei irrelevant. Und ich durfte sie auch haben! Die Züchterin vertraute
mir die kleine Azali Dau al Gamar an und machte mich sehr glücklich.
Als Azali zehn Wochen alt war, holte ich sie zu mir. Freunde von
mir, die ebenfalls sehr an meiner Senta hingen und von ihrem Wesen
beeindruckt waren, entschlossen sich kurzer Hand auch für ein Sloughi
Baby. Nämlich für Anschelo, Azali's Brüderchen, der ihr vom Aussehen
her sehr ähnlich war. Die beiden waren außerdem einander sehr verbunden
und sie sollten sich so oft wie möglich sehen können.
Vom ersten Tag an beschloss Azali in meinem Bett ganz nah bei mir
zu schlafen. Das hat sie bis heute beibehalten.
|
Azali bei ihrer Lieblingsbeschäftigung -
dem Rennen, Foto: M. Heil |
Die Erziehung meines Sloughis war allerdings nicht so einfach wie
ich es mir vorstellte. Knackpunkt hierbei war tatsächlich das "Freilaufen".
Das erste halbe Jahr verlief völlig problemlos. Azali entwickelte
sich zu einer kleinen superfreundlichen, selbstbewussten und sehr
aufgeschlossenen Sloughi Dame. Außerdem war sie sehr folgsam. Mit
ca. einem drei viertel Jahr beschloss Azali nun die Welt erst mal
allein erkunden zu wollen - ohne mich! Spaziergänge bei denen sie
nicht von meiner Seite wich wurden nun seltener. Sie hatte keine
Hemmungen mich teilweise eine halbe Stunde warten zu lassen, bis
sie ihre Expedition als beendet sah. Wild war für solche "Gänge"
nicht erforderlich. Dieses Verhalten war mir bisher völlig fremd.
Ich dachte immer Windhunde jagen nur mit den Augen, kannte das auch
nur so von meinem Afghanen-Mix. Aber manchmal glaube ich, keinen
Windhund, sondern einen Stöberhund zu besitzen. Gott sei Dank gibt
es in unserer Region nicht so viel Wild und Azali geht leer aus.
|
Azali Dau al Gamar mit 9 Monaten, Foto. M. Heil |
Auch wenn mich dieses Verhalten schon so einige Nerven gekostet
hat bin ich froh, mich nicht für Spaziergänge an der Leine entschieden
zu haben! Es macht mich glücklich, wenn ich sehen kann, wie Azali
über die Felder galoppiert, wie sie sich frei und elegant bewegt
und wie glücklich sie ist, wenn sie zu mir zurück kehrt. Ich bin
sehr froh, dass es Azali gibt und bin sicher, dass die Entscheidung
"Sloughi" die Richtige war.
Azali ist nun ein Jahr alt, begleitet mich fast überall hin, ist
sehr selbstbewusst und unkompliziert. Unser kleines Haus wird von
ihr gut bewacht. Sie ist glücklich, wenn sie mich bei den Ausritten
begleiten darf und ist ansonsten eine echte "Frohnatur". Ich wünsche
mir, dass wir gemeinsam "steinalt" werden.
|