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Abschied von Gamouda 6.6.1998-10.7.2009


von: Oliver Eberhardt

Fotos: O. EberhardtIm Editorial schrieb ich über Zeit und die Wertigkeit von Freizeit und Zeit mit unseren Sloughis. Berichte dieser Art sind selten im Internet, viel lieber schreibt und liest man über Erfolge auf Rennen, Ausstellungen, etc. Doch nichts ist so sicher, als dass unsere Liebsten immer viel zu früh gehen müssen.

Wir mussten viel früher als erwartet von unserer Gamouda Abschied nehmen.

Im Juni rempelte Amal versehentlich beim herumrennen Gamouda an, die fiel von der Treppenstufe herunter und humpelte anschließend. Nichts Wildes so war unser Eindruck, mit 11 Jahren ist Gamouda nicht mehr so flink wie früher wo sie einen Sturz abgefangen hätte. Schonen, auch wenn sie mit spazieren will, dann sollte es sich schnell beruhigen. So war es auch, nach ein paar Tagen humpelte sie nicht mehr. Einige Wochen später humpelte sie wieder, schonte und ging schließlich auf 3 Beinen, naja vielleicht ein Kreuzbandriss, wird schon nichts schlimmes sein, ab zum Tierarzt und untersuchen lassen – und völlig unvorbereitet kam eine Diagnose die einen vor große Aufgaben stellt – sie hatte Knochenkrebs im Endstadium, vermutlich schon sehr starke Schmerzen, unser Tierarzt hätte sie am liebsten gleich dabehalten – doch das ging nicht, so unvorbereitet konnten wir solche einen Entschluss nicht entscheiden.

Geschockt von der Nachricht und nach Telefonaten mit Anderen und dem Einholen von Tipps, Behandlungsvorschlägen etc. wurde uns schnell klar, dass wir 1998 mit dem Erhalten von Gamouda eine Verantwortung übernommen hatten – es sollte ihr an nichts fehlen und wir wollten ihr immer ein gutes zu Hause bieten. Verantwortung bedeutete für uns allerdings auch, dass wir den Entschluss, sehr schweren Herzens, fassen mussten. 2 Alternativen sahen wir:

Fotos: O. EberhardtMir persönlich ging es wahnsinnig schlecht mit dieser Entscheidung, ich nahm mir frei, weil ich eh an nichts anderes denken konnte und fuhr zu Stephan um die letzten Tage bei Gamouda sein zu können. Was habe ich geheult, wie viele Bilder ihres Lebens sind mir durch den Kopf gegangen, welche Gedanken gingen einem durch den Kopf: ist die Entscheidung richtig, oder doch Schmerzmitteln, vielleicht dies und dann könnte das, nein der Entschluss ist richtig, hab ich aber das Recht über ein Hundeleben zu urteilen? Das Enddatum festzulegen? Die Entscheidung zu fassen, dass sie samstags um 15.00 sterben muss? Darf ich das? Muss ich das vielleicht sogar? Die letzten 3 Tage waren furchtbar, sie hatte Schmerzen, doch sie wollte auch gerne mit den Anderen spazieren gehen und schaute lange hinterher, was einem selbst noch traurigere Gedanken verursachte.
Und dann kam Gamoudas letzter Tag, alles Mögliche schießt einem durch den Kopf, auch jetzt wieder als ich diese Zeilen schreibe.

Der letzte Tag haben wir sehr bewusst gestaltet, Gamouda durfte noch mal zu ihren Lieblingsplätzen, eine letzte Runde beschwerlich am Ortsrand entlanglaufen, noch mal nach jagdbaren Objekten Ausschau halten, noch mal schnüffeln, noch mal pinkeln, völlig alltägliche Dinge die mir in diesen Momenten so wahnsinnig wichtig erschienen.

Fotos: O. EberhardtGamouda konnte die Tierärztin nie leiden, wenn sie sie sah wollte sie immer weg, obwohl sie sonst nur 1x jährlich zur Impfung bei ihr war, nie was schlimmes hatte, doch diesmal blieb sie völlig ruhig liegen, war völlig entspannt, aus menschlicher Sicht mit sich im Reinen, zumindest interpretierte ich es so. Und für mich war der Abschied von ihr, jetzt als es ernst wurde, zwar unendlich traurig, aber ein sehr ruhiger Moment. Gamouda schlief ruhig ein, die Anderen konnten noch einmal Abschied von ihr nehmen und sie hat nun eine letzte Ruhestätte an einem sonnigen Platz, sie liebte das Liegen in der Sonne.

 

Gamouda war ein toller Sloughi, sie forderte uns, zwang uns als damalige Hundeanfänger anders zu denken und zu handeln, andere Methoden anzuwenden. Mit ihr lernten wir vieles kennen, viele neue Orte, neue Menschen, neue Kontakte. So ein kleiner gestromter Sloughi veränderte in unserem Leben so viel, diese Erinnerungen an Momente mit ihr und durch sie bleiben hängen, bleiben in der Erinnerung und auf vielen Fotos. Mittlerweile bin ich froh, dass wir den Zeitpunkt selbst wählen konnten, so konnten wir uns auf ihren Tod vorbereiten, noch einmal die letzten Tage mit ihr ganz bewusst erleben, uns darauf einstellen. Das tat mir gut, das tat uns gut und wir waren froh, nicht von einem negativen Ereignis überrumpelt zu werden, sondern sich von ihr langsam zu verabschieden und Raum zur Trauer zu haben.

„Zwischen zu früh und zu spät liegt immer nur ein Augenblick.“ (Franz Werfel)

 

 

 

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