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vom 11.12.2005

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Bei Pferdeflüsteren in Maknassy

von Barbara Griesinger, erschienen am 21.08.03 in der Freizeitstimme der Hohenloher Zeitung

     

Ein Stück Nordafrika vom Sattel aus betrachtet:
Ein außergewöhnliches Urlaubserlebnis für alle Sinne

Copyright: Barbara GriesingerWie aus 1000 und einer Nacht: In Tunesien verwandeln sich die traditionsbewussten Reiter in martialistische Gestalten. (Fotos: Barbara Griesinger)

Die Morgenfrühe bei Maknassy hüllt sich in Pastelltöne Der Horizont in sanftes Gelb, der Himmel in zartes Grün. Ein Hauch von Gold liegt über der Ebene. Sandig karge Weiten soweit das Auge reicht. Land wie geschaffen zum Reiten. Und die Pferde schnauben, drängen vorwärts, wollen galoppieren.

Harir tänzelt und lässt die Ohren spielen, als wollte er wissen, was dieser langsame Morgenspaziergang im Schritt soll. "Haltet Abstand", mahnt Amara. Er kennt seine Hengste. Dreijährig die meisten und voller Temperament nutzen sie Unaufmerksamkeit schon mal zu einer Rangelei. Und Amara kennt den Weg. Am Fluss dreht er sich im Sattel um: Allez - los.

Es ist wie fliegen. Harirs Hufe scheinen den Boden kaum zu berühren. Der Araberhengst schwebt und sein Reiter mit ihm. Endlos könnt's gehen, wäre bloß der alte Sattel nicht so beinhart. "Beinhart?" Amara lacht. Beinhart, das sind bestenfalls die traditionellen Sättel in Tunesien mit ihrem hochgezogenen Vorder‑ und Hinterzwiesel, findet er. Über dem Holzrahmen ist da wenig mehr als etwas Leder, Stoff und Stickerei.

Copyright: Barbara GriesingerBeim Pferdefestival in Maknassy, etwa 120 Kilometer westlich von der Küstenstadt Sfax, sind sie jedes Jahr zu bewundern, und nicht nur sie. Araberzüchter aus ganz Tunesien kommen mit ihren Hengsten zusammen, um sich bei den Rennen zu messen. Und zum Abschluss lassen sie die alten Reitertraditionen Tunesiens aufleben. Dann bedecken leuchtend bunte Schabracken die Kruppen der Pferde. Und vom Sattel bis zum Zaumzeug mit Scheuklappen wird nicht an Farbe und Pracht gespart.

Mit ihren Gewehren und Säbeln verwandeln sich die Reiter in martialische Gestalten, die geradewegs den Erzählungen aus 1001 Nacht entstiegen scheinen. Und märchenhaft sind auch ihre Reitkünste. Ohne eine Hand am Zügel feuern sie in gestreckten Galopp ihre Büchsen ab, schwingen Säbel oder stehen womöglich kerzengerade auf dem Sattel.

Tunesien vom Pferderücken aus zu entdecken, heißt auch, das Land mit allen Sinnen zu erleben. Die Hitze und den Staub auf der Haut. Den Duft von wildem, blaublütigem Thymian, die Stille sternfunkelnder Nächte. Ausflüge führen in ein Land, in die Zeit stillzustehen scheint.

Zum Beispiel ins abgelegene Berberdorf Sned in den Bergen bei Maknassy. Und so schwer die Bauern dort auch arbeiten müssen, für ein Schwätzchen ist Zeit. Erst recht, wenn Amara mit ein paar Ausländern im Schlepptau vorbei kommt. Da muss dann auch eine Runde auf dem vorsintflutlichen hölzernen Dreschschlitten sein, vor dem eine fiagere Stute und ein Muli immer im Kreis übers frisch geschnittene Getreide getrieben werden. "Hast du das in Deutschland schon mal gesehen!?"

Copyright: Barbara GriesingerAuch einen Bauernmarkt wie den in EI Kalaa gibt es in Deutschland längst nicht mehr - genauso wenig wie im tunesischen Touristenland am Meer. Fremde haben dort Seltenheitswert und sind zwischen den Ständen willkommen, an denen Bauern ihre Waren feilbieten: Melonen. Kartoffeln, Tomaten. Während beim von irgendwo herbei gezauberten Glas Tee as Woher und Wohin ausgetauscht wird, wechseln ein paar Schritte weiter Hühner den Besitzer. Der neu erworbene Ziegenbock wird am Horn heimgeführt. Und der Schmied, der Eseln Eisen verpasst, lässt sich gern über die Schulter gucken.

Abends sitzt die Gruppe dann im Kreis unterm Beduinenzelt auf bunt gewobenen Decken. Die Schüssel mit der salade tunisienne aus klein geschnippelten Tomaten, Gurken, Oliven und Zwiebeln in würzigem Olivenöl, die Platte mit gegrilltem Lammfleisch, frisch gebackenes Fladenbrot und kühles Wasser gehen von Hand zu Hand.

Draußen schnauben die Pferde, drinnen drehen sich die Geschichten um sie. Vom letzten Trail mit den trächtigen Stuten zur Abfohlstation ein Muss für Pferdezüchter Tunesiens. Von dem verängstigten Hengst, der die Rennbahnhektik in Monastir nicht ausgehalten hat und nach jedem schlug, der ihm zu nahe kam bis auf einen aus Maknassy, dem er vertrauensvoll den Kopf unter den Arm steckte. Wem auch sonst, gelten doch die Leute von Maknassy in Tunesien als geborene Pferdeflüsterer.

Und manche sind sich fast sicher, dass hier in der Weite von Maknassy die eigentliche Wiege der Vollblutaraber ist, der Pferde, mit denen Tariks Scharen anno 711 Andalusien eroberten. Aber das ist eine andere Geschichte - für die Nacht morgen unterm Beduinenzelt.

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