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vom 11.12.2005

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Mein erster Sloughi

von Anne Sasson

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von li: Irkan, I'Kashem und Iqbal Rafik el Amen (Foto: Eberhardt)
"Heim"Fahrt nach Berlin (Foto: Sasson)
Taariq und I'Kashem (Foto: Sasson)
Beim täglichen Freilauf (Foto: Sasson)
Auf Tour (Foto: Sasson)
I'Kashem in Dresden (Foto: Eberhardt)

Kashem ist nicht nur mein erster Sloughi, Kashem ist auch mein erster Hund. Er kam nicht überraschend zu uns, wenn auch etwas früher als geplant. Es war eine gut und reichlich überlegte Entscheidung, bei der ich versucht habe, alles zu bedenken, und dennoch wusste, dass ich nicht alles bedenken konnte. Kashem würde mir schon zeigen, wie ein Leben mit Hund aussieht. Eine Aussage, bei der ich jedenfalls richtig lag!

Doch zurück zum Frühjahr 2004, als die Geschichte ihren Lauf nahm, und Kashem nicht einmal geboren war. Ein Hund sollte unser Leben bereichern, aber welcher? Da wir uns mit dem Whippet eines guten Freundes sehr wohl gefühlt haben, wurde schnell klar, dass ein Windhund bei uns einziehen sollte. Dann sah ich eine Sendung über Sloughis im Fernsehen, war fasziniert, dachte kurz an meine eigene marokkanische Herkunft und machte mich auf die Suche nach unserem Welpen. So schnell und so einfach kann es gehen. Na ja, fortan habe ich unzählige Stunden im Internet verbracht, mir die unterschiedlichen Sloughis angeschaut, von AmerikBildung ist alles! (Foto: Eberhardt)a bis nach Italien, die französischen Seiten durchforstet und natürlich auch bei den deutschen Züchtern geschaut. Ich begann, Unterschiede bei den Hunden zu erkennen und entwickelte eine Art Vorliebe für etwas „massivere“, ursprünglichere Sloughis. Und im Juni war es soweit, der erste Wurf sollte bei Rafik El Amen Ende des Monats kommen.

Ich habe es keinem verraten, war aber doch sehr aufgeregt, als der Wurftermin nahte. Ich schlich ganz unauffällig um die Internetseite von Rafik El Amen herum, bis sie – die schönsten aller Welpen – endlich da waren! Unendlich lang kamen mir die vier Wochen bis zum ersten Besuch vor, unendlich lang die Zugfahrt durch die ganze Bundesrepublik, bis ich die Kleinen endlich sehen durfte. Inzwischen hatte ich wohl die „Prüfung“ überstanden und Stephan und Oliver offensichtlich davon überzeugt, dass ich mich ganz mutig der Herausforderung stellen würde, einen Sloughi als Ersthund glücklich zu machen. Und plötzlich musste ich mich ganz schnell entscheiden: der mutige, gelassene „Grabowski“ – wie Kashems vorläufiger Name lautete – sollte mit 9 Wochen die Hauptstadt erobern, und dazu braucht man gute Nerven. Dass Kashem vieles mit der nötigen Ruhe nehmen würde, zeigte sich gleich bei der langen Autofahrt von Künzelsau nach Berlin. Er hat einfach durchgeschlafen. Gönnte sich auf dem Autobahnparkplatz eine kleine Stärkung, vertritt sich die Beine und träumte auf der Rückbank weiter. Fortan nahm er jede Hürde mit Bravour, ließ recht schnell den lärmenden Bus und die furchterregende Müllabfuhr an sich vorbeisausen, lief über unangenehme Gitter und beeindruckende Rolltreppen in die laute U-Bahn. Bald schenkte er rollenden Koffern und schreienden Kinderwagen nicht mehr als einen gelangweilten Blick, dunkle Regenschirme und bedrohliche Menschen mit mysteriösen Kaputzen bellte er etwas länger an, doch auch das ist weitestgehend vorbei.

Kashems wahre Leidenschaft galt von Beginn an den anderen Hunden. Da er seit der 9. Woche in den wilden Grunewald (Berliner werden ihn kennen, manche Hundebesitzer fürchten ihn sogar!) ohne Leine läuft, trifft er täglich auf eine Dichte an ebenfalls freilaufenden Hunden, wie man sie kaum anderswo erlebt. Kleine Hunde, große Hunde, junge, alte, helle, dunkle Hunde, da ist Kashem ganz und gar weltoffen: jeder wird gebührend begrüßt und zum Spielen aufgefordert. Wir Menschen hatten anfangs kaum noch eine Chance. So verfressen Kashem auch ist, kein Leckerchen, keine feingeschnittene Putenwurst, keine Dattel dieser Welt konnte ihn davon überzeugen, zu uns zurückzukommen, wo seine Hundefreunde doch so spannend waren. Ach war das ein süßer kleiner Hund, mit seinen weichen braunen Augen und seinen Schlappohren! Welch ein idyllisches Bild, wie er tollpatschig und freudig uns hinterhergerannt ist, als wir verschwunden zu sein schienen! Ganz warm ums Herz wurde es einem, wenn er erst auf seiner Decke, und sobald er mühsam hochklettern konnte, auf seinem Sofa leise atmete und manches Mal im Traum witzig zuckte und winselte, um sich bald in einem tiefen Seufzer wieder zu entspannen.

Doch solch verklärter Blick soll nicht über die schlaflosen Nächte hinweg täuschen, in denen ich nicht wusste, was mit einem hustenden Welpen geschehen sollte. Gleich zum Notdienst? Oder erst am nächsten Morgen zum Tierarzt? Wie lange sollte Kashem Hähnchen und Reis bekommen, als er schlimmen Durchfall hatte? Ab wann sollte es doch Antibiotikum sein? Am 5. Tag? Oder erst am 7.? Ob doch eine gefährliche Krankheit lauerte, die man sofort hätte behandeln müssen? Ich habe mir sicherlich nicht vorstellen können, dass Kashem beim kleinsten Sturz derart jämmerlich und laut jaulen würde, dass ich vor Angst, alle Knochen seien gebrochen, versteinern würde. Tausend Bücher gelesen, das ganze Internet durchgegooglet, jeden Menschen auf Spaziergängen angesprochen, doch auf Sorgen, Ängsten und Kummer war ich wahrlich nicht ausreichend vorbereitet. Wächst er zu schnell? Zu langsam? Ist er nun zuviel gerannt? Ob seine Gelenke nicht darunter leiden, wenn er so wild herumtobt? Auch nicht zuletzt die Verzweiflung und Hilflosigkeit, die ich bei der Erziehung manches Mal empfunden habe, die mich jeden erdenklichen Rat haben annehmen lassen.

Wuff, meldet sich Kashem im Hintergrund. Ja, stimmt, mein Hund, jetzt bist Du seit einem Jahr bei uns und Du bist es, der mir in den letzten zwölf Monaten am besten gezeigt hat, wie ich auf Dich achten soll, was Dir wichtig ist, und was nicht (Jaul’ so laut Du willst, Du Komödiant, mindestens ein Drittel denke ich mir einfach weg!). Du hast mir gezeigt, wie ich Dir etwas beibringen soll, damit es Dir (meistens!) Spaß macht, es zu tun. Wir laufen durch den Wald und haben Freude daran, auch wenn es manchmal etwas dauert, bis Du mit fliegenden Ohren, hängender Zunge und überglücklichem Blick zu mir zurück rennst. Wir schlendern vergnügt den Kurfürstendamm entlang. Du sitzt mit uns im Biergarten, Du kommst mit zu Freunden und suchst Dir dort den weichesten Teppich aus, wenn Du nicht auf die Couch darfst. Du kommst mit zum Wandern in den Harz und zum Skifahren in die Schweiz, wo das aufregende Toben im tiefen Schnee Dich die Stunde im Frachtraum des Flugzeugs schnell vergessen lässt. Du begleitest uns als geschätzter Copilot auf Tournee und schläfst zu sanften Kapverdischen Stimmen ganz ruhig im Backstage ein. Du bist immer dabei, im heißen Andalusien, im Kloster auf Mallorca, und mir scheint, wir haben keine zwölf Monate sondern bereits zwölf Jahre gemeinsam erlebt.

Auf die – mindestens – nächsten 12 Jahre mit Dir freue ich mich riesig!

Auf Tour (Foto: Sasson) In Gstaad (Foto: Sasson)
Beim Schwimmen in Mallorca (Foto: Sasson) I'Kashem mit 5 Wochen (Foto: Eberhardt))

 

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