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Kahla - ein Sloughi aus Tunesien auf dem Weg nach Deutschland

 

Foto O. Eberhardt Foto O. Eberhardt Foto O. Eberhardt Foto O. Eberhardt


von Oliver Eberhardt, Fotos, soweit nicht anders angegeben: O. Eberhardt

Inhalt

Abenteuer

 

Kahla - EU Importbestimmungen

Um die Weihnachtszeit im Jahr 2004 begab ich mich zusammen mit Liz Gross von Hübbenet (Nuri al Baida Sloughis) auf eine weitere Reise nach Tunesien. Auch dieses

Foto: Gisela Schwarz
Foto: Gisela Schwarz

Mal wollten wir an vorhandene Sloughi Kontakte anknüpfen und möglichst noch neue auftun. So reisten wir von Norden nach Süden und wieder zurück in den Norden. In Zentraltunesien fanden wir eine kleine Population. Eine sandfarbene Hündin mit schwarzem Mantel stach heraus. Sie hatte einen sehr guten Körperbau, war damals aber noch halbwüchsig. Kahla hieß sie. Ein wenig vorsichtig aber neugierig kam sie uns entgegen. Mit leicht geneigtem Kopf zeigte sie ihren Charme. Wir waren uns einig. Kahla hatte Ausstrahlung, war etwas Besonderes. Leider hatten sich die EU Importbedingungen mittlerweile stark verschärft und es war neben Tollwutimpfung, Gesundheitszeugnis, Tätowierung auch bestimmte Fristen von Blutabnahme und Tollwuttiterüberprüfung zu erbringen.

Dies vermittelten wir dem Züchter, was für ihn nicht unbedingt immer nachvollziehbar war, da der Aufwand so kompliziert erschien.

Wir unterbreiteten unser Interesse, ohne aber eine feste Zusage zu geben.. Mit dem Hin- und Herüberlegen und dem Abwägen ob oder ob nicht gingen wir nach dieser Reise wieder heim.

Foto: Gisela Schwarz
Foto: Gisela Schwarz

Die Gedanken bei uns waren, dass wir für die weitere Zucht eine junge Hündin brauchten. Klar war, dass Kahla jung war und unsere Anforderungen an eine hervorragende Zuchthündin erfüllte. Unsere persönliche Situation war aber auch so, dass wir wussten, dass wir aus beruflichen Gründen erst in 2 Jahren den nächsten Wurf planen konnten. Unsere Schweizer Züchterfreundin Rosy Bächtiger stand vor der ähnlichen Situation. Auch sie hatte keine Hündin mehr im zuchtfähigen Alter. Ob sie sich am Abenteuer Kahla beteiligen würde?

Sie war begeistert von unseren Fotos, konnte es sich aber nicht leisten ihren Urlaub für einen Abstecher nach Tunesien aufzuwenden, weil dann diese Zeit für einen evtl. Wurf fehlte.

Per Telefon sagten wir unseren Freunden in Tunesien Bescheid, dass wir Kahla holen werden. Sie wussten, dass es einige Zeit dauern würde bis wir sie nach Europa mitnehmen können. Sie versprachen die Tollwutimpfung durchzuführen und bei ihrem Tierarzt Blut abnehmen zu lassen, um es nach Frankreich zur Untersuchung in ein EU-anerkanntes- Labor zu schicken.

Foto O. EberhardtDie Zeit des Wartens auf die Untersuchungsergebnisse begann. Warten – Warten – Warten – immer noch kein Brief. Also riefen wir im Institut in Frankreich an, wo denn das Ergebnis bliebe. Diese sagten es wäre nie Blut angekommen? Tja aus Tunesien hieß es alles sei klar, alles wäre weggeschickt – das Institut behauptete das Gegenteil. Egal wo der Fehler passierte, die Blutprobe war nicht auffindbar und das kostete Zeit.

 

Importvorbereitungen

Kahla beim Sahara Festival
Kahla beim Sahara Festival

Ich steckte damals in der Endphase meiner Ausbildung, im sogenannten Referendariat, eine bei Lehrern sehr stressige Zeit, da man selbst unterrichtet, sowie Unterrichtsbesuche und Prüfungen zu absolvieren hatte. Die Pfingstferien nutzte ich, um eine Woche alleine nach Tunesien zu fliegen um die Blutabnahme diesmal persönlich zu überwachen. Angekommen war erst einmal mein angemietetes Auto nicht da… Eine Stunde später bekam ich endlich doch eines. Nach einer Nacht im Hotel meldete ich mich dort ab um mich um Kahla zu kümmern. Sie gefiel mir immer noch, nein noch besser.

Als waschechter Sloughi zeigte sie mir erst einmal ihre kalte schwarze Schulter. Jedesmal wenn ich auf sie zuging huschte sie einen Meter weg. Sie suchte meine Nähe aber anfassen konnte ich sie anfangs nicht. Kam jedoch einer ihrer Kollegen zu mir, raunzte sie diese an, das ging gar nicht. Nach 2 Tagen hatte ich das Eis gebrochen und sie mich akzeptiert.

Abgemacht war, dass ich mit ihr nach Tunis zum Tierarzt fahren werde, um das Blut für die Titerprobe abnehmen zu lassen. Doch – wie ärgerlich – Kahla war nicht geimpft worden… Also erst impfen, auf zum Tierarzt. Doch nicht so in Tunesien, dort läuft eben vieles anderes. Das Leben ist sehr entschleunigt, das tut gut, aber nicht wenn man so wenig Zeit hat. Das Problem war dass die neuen Impfstoffe erst in ein paar Tagen beim Tierarzt ankommen sollten, er hatte nichts mehr vorrätig.

So überbrückte ich die Wartezeit mit dem Durchstöbern (zu Fuß) der näheren Umgebung. Mit ein paar Sloughis durchkämmten wir die Hügel der Umgebung und fanden einen neolithischen Friedhof aus der Jungsteinzeit. Die Gräber sind einfach in der Gegend verstreut und z.T. noch heute mit tonnenschweren verzierten Steinplatten abgedeckt. Die Sloughis streiften alle ohne Leine umher, kamen aber immer wieder zu uns. Weiter oben am Berg gab es einen heiligen Olivenbaum der den Frauen der Umgebung zu ihren Treffen diente. Der Baum soll im Ursprung über 2000 Jahre alt sein. Er war mit Feldsteinen umfasst und aus Ästen wurde eine Art Zaun darauf gebaut so dass keine Ziegen reinkamen. Der Baum war mit Gebetsfahnen geschmückt.

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So plätschern die Tage dahin, tagsüber war es warm, aber noch nicht drückend. Nachts war es angenehm und so beschloss ich draußen in einer alten Hängematte zu übernachten. Toll unter freiem Himmel zu schlafen und interessant wer einen so nachts besucht. Die Schakale bellten jede Nacht. Die Frösche sind aktiv, Frösche ohne Ende und die können einen Lärm machen, grandios. Gelegentlich kam ein Sloughi vorbei, aber zu mir in die Hängematte wollte dann doch keiner. Und dann? In einer anderen Nacht kam dann etwas Größeres vorbei, stand etwas irritiert vor mir, denn die Hängematte hing ja da sonst nie. Ich wurde wach – und ich glaub mich tritt ein Pferd – ein Araberpferd stand vor mir, bläst durch die Nüstern, das alles unter freiem Sternenhimmel bei Vollmond, yeah was für ein kitschiges Bild!

Am 4. Tage kam die Nachricht dass der Impfstoff da sei, also Kahla einladen und ab dafür. Im Institut angekommen sind alle da – nur der Tierarzt fehlt, also erst einmal einkaufen, Besorgungen machen und dann wieder zurück. Die Tollwutkarte wird ausgestellt, der Impfausweis aktualisiert. Nur muss man 4 Wochen warten bis sich der Titer aufgebaut hat um den Bluttest zu machen. Nur in dieser Zeit habe ich keine Ferien – ob das diesmal alles klappt?

Und tatsächlich es klappt, ein befreundeter Tierarztstudent übernimmt die Aktion mit Kahla und das Blut wird abgenommen und nach Frankreich geschickt an das Institut mit dem der Tierarzt zusammenarbeitet. Weitere 2-3 Monate später hatten wir das Ergebnis. Die Herbstferien waren nun leider schon vorbei. So konnte der Import erst zu Weihnachten stattfinden. Somit dauerten die Importvorbereitungen exakt ein ganzes Jahr…

 

Endlich - nun sollte Kahla kommen

Rosy konnte um die Weihnachtszeit 2005 leider wieder nicht mit, da zu diesem Zeitpunkt Urlaubssperre wegen der Inventur bestand. Liz Gross von Hübbenet flog an Weihnachten mit Gisela Schwarz nach Tunesien. Ich schloss mich den Beiden an und wir verabredeten uns in Douz um gemeinsam das Festival zu besuchen. Was für eine Vorstellung, während meine Kollegen Panik vor den Prüfungen im Januar hatten mache ich 14 Tage Urlaub in Tunesien, der 3. Besuch in Tunesien in einem Jahr, kein schlechter Schnitt.

Bevor das Festival anfing begab ich mich nach Tunis um die Formalitäten für den Export fertig zu machen. Wurmkur und andere Behandlungen wurden in das Exportformular eingetragen und Kahla eingehend untersucht. Dann ging es wieder mit Kahla in den Süden. Kahla schloss sich in den folgenden Tagen immer enger an mich an. An Pfingsten übte ich mit ihr an der Leine zu gehen, das klappte noch ganz gut, nur das Geschäft an der Leine verrichten wollte sie nicht. Also kaufte ich ein sehr langes Seil und knotete es mit einem Achterknoten an ihrem Geschirr fest, so hatte ich einen Knoten der sicher hielt und trotzdem wieder aufging. Die Exportpapiere kopierte ich zur Sicherheit gleich ein paar Mal, witzigerweise war ich da im Geschäft des städtischen Stadtschreibers Ali Azzouz Ben Yahya der auch der Präsident der Dromedarfreunde Douz ist.

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Abflug

Der „Urlaub“ ging langsam aber sicher zu Ende und das Abenteuer Rückflug fing an, aus den Erfahrungen mit Sahel hatte ich schon einiges gelernt und diesmal viele erdenkliche Situationen vorher eingeplant. Schlaftabletten für Hunde hatte ich vorsorglich schon von unserem Tierarzt in Deutschland mitgenommen. Am Flughafen angekommen ging es Schlag auf Schlag, die Box wurde zusammengebaut, Kahla stieg ganz cool ein und wir stellten uns, sehr zur Belustigung der anderen Fluggäste, mit unserem speziellen Gepäckstück in die Schlange. Kahla wurde abtransportiert und wir begleiteten den zuständigen Herrn bis wir nicht mehr weiter durften. Hoffentlich ging alles gut. Ich weiß nicht mehr wie oft ich im Schalterraum und im Flugzeug die Stewardessen gefragt habe, ob Kahla auch sicher an Bord sei, ob der Frachtraum auch bestimmt beheizt sei. Am Flughafen in Nürnberg angekommen stand Kahla schon etwas abseits der Kofferbänder. Sie war noch etwas müde von der Tablette, freute sich aber und war relativ ruhig. Durch den Zoll ging es ohne Probleme, aber auch ohne Zollstempel, woran sich später einige Personen störten. Mein Bruder Stephan und unser Vater waren extra zum Flughafen gekommen falls ich mit Kahla und Gepäck Hilfe gebraucht hätte.

Einen Tag später reiste ich mit Kahla auf dem Rücksitz des Wagens in die Schweiz zu Rosy.

 

In der Schweiz

Kahla lebte sich schnell bei Rosy Bächtiger (el Djerid Sloughis) und ihrem Sloughi Rudel ein.

Auch mit Rosys ältester Hündin Shirzadah, die damals knapp 16 Jahre alt war verstand sich Kahla sofort. Das Bächtiger Herz gewann Kahla aber ganz anders – durch Pinkeln. Wie bitte? Vor dem Besuch waren wir erst lange spazieren, doch Kahla löste sich nicht. Angekommen in Bächtigers Garten ging sie geradewegs in deren Sandgrube, grub ein Loch mit der Nase, pinkelte hinein und schob das Ganze wieder mit der Nase zu. Dieses Verhalten kannte ich bereits aus der Wüste. Bei Bächtigers öffnete sich vollends das Herz, zeigte doch ihre erste Importhündin und Stammhündin Risha das exakt gleiche Verhalten.

Einige Zeit später begutachtete die Richterin Frau Marliese Müller die Importhündin Kahla und empfahl sie zur Eintragung in das Schweizer Zuchtbuch.

 

Kahla kommt zu uns

Es war hart Kahla wieder abzugeben, weniger für Kahla als für mich. Über ein Jahr kümmerte ich mich um den Import, steckte viel Zeit und Gedanken hinein. Kahla gewöhnte sich zwar zügig an Rosy und fühlte sich dort wohl (wer nicht?), das war mir alles klar.

Beim Beobachten einer Kamelherde
Beim Beobachten einer Kamelherde

Inzwischen hatten sich bei Rosy zwei Veränderungen ergeben. Ihr Mann musste einen Auftrag annehmen der dazu führte, dass er nur an den Wochenenden nach Hause kommen konnte und somit als weiterer Betreuer für den geplanten Wurf ausfiel. Ein Rüde aus Rosys Rudel durfte bei einer befreundeten Züchterin decken. Aus diesem Wurf konnte sich Rosy eine Hündin aussuchen um später mit ihr in der eigenen Linie weiter zu züchten.

Diesem Moment wählten Stephan und ich um Rosy zu fragen ob wir Kahla nicht endgültig und für immer zu uns nehmen könnten.

Das tolle ist, dass Rosy, Liz und wir uns gemeinsam und freundschaftlich für den Sloughi einsetzen können , über Staatengrenzen hinweg, das ist selten wie ich leider in den letzten Jahren immer wieder feststellen musste. Um die Regularien unseres Zuchtverbandes zu erfüllen legten wir die Eigentumsübertragung schriftlich fest.

Kahla genießt das Liegen im wärmenden Sand und den Rundumblick von der Düne
Kahla genießt das Liegen im wärmenden Sand und den Rundumblick von der Düne

Kahla war in das Schweizer Zuchtbuch eingetragen und damit FCI anerkannt. Nach dem Schweizer Reglement erhielt Kahla die Zuchtzulassung. Eine Übertragung in das DWZRV Zuchtbuch sollte von den Statuten her eigentlich Formsache sein. Das Wort eigentlich schließt grundsätzlich ein ABER mit ein. In unserem Fall bedeutete dies, dass die Schweizer Eintragungsurkunde dem DWZRV nicht genügte sondern wir alle Unterlagen die wir zur Eintragung in der Schweiz vorgelegt hatten auch beim DWZRV einreichen mussten. Die Zeit verging. Alles wurde sehr genau überprüft. Das in französischer Sprache ausgefüllte Formular musste übersetzt werden.

Aber inzwischen sind alle Formalitäten erledigt. Unser Engagement hat sich gelohnt. Kahla hat die DWZRV Zuchtbuch Nr. SL-Imp. Imp0-1460 bekommen und ist auch nach DWZRV Ordnung angekört.

Kahla bereichert unseren Alltag. Sie hat ein phantastisches Sozialverhalten. Kahla, unsere schwarzglänzende Perle aus Afrika wird bald Welpen bekommen.

 

Abenteuer

 

Touareg

Es trug sich beim Festival zu, am Ende des Tages stand ich mit Kahla etwas abseits. Die Abendsonne strahlte rot wie an jedem klaren Tag in der Wüste. Einige Reiter die an der Fantasia teilnahmen ritten noch durch das Gelände.

Foto: Gisela Schwarz

Ein Targi ritt auf seinem Berber-Hengst in vollem Galopp auf unsere Gruppe zu. Plötzlich sprang er aus dem vollem Galopp von seinem Pferd, kniete vor Kahla nieder – griff liebevoll nach ihrem Kopf und küsste sie auf ihre Stirn. Etwas irritiert sahen wir ihn an.

Zu unserer Überraschung sprach er uns auf Deutsch an. Er lebte einige Zeit in Deutschland, wo seine Familie noch immer lebt und arbeitet. Sie mussten Algerien auf Grund politischer Unruhen verlassen und fanden in Deutschland Zuflucht. Er aber hatte starkes Heimweh und ging wieder nach Nordafrika. Voller Sehnsucht nach seiner Familie erzählte er von seinem Dorf. Ursprünglich wollte er mit seinen Kamelen am Festival teilnehmen. Leider ließen die tunesischen Grenzbeamten die Kamele nicht passieren. Sein Begleiter musste mit den Kamelen umkehren. Er besitzt in Algerien drei Sloughis und lud uns ein mit ihm zu gehen, seine Freunde und seine Sloughis zu besuchen. Der Targi berichtete von Überfällen denen nicht nur viele Menschen zum Opfer fielen sondern auch viele Sloughis die erschossen wurden. In Kahla spiegelten sich für ihn seine algerischen Sloughis wieder, ihre sanfter wehmütiger Blick und ihre wie geschminkt wirkenden Augen hob er besonders hervor.

Foto O. Eberhardt Foto O. Eberhardt Foto O. Eberhardt Foto O. Eberhardt

 

Leinentraining / Freilauf

Schleppleinentraining in der Sahara
Schleppleinentraining in der Sahara
Schleppleinentraining in der Sahara

Wie schon beschrieben kannte Kahla keine Leine, geschweige denn konnte sie an der kurzen Leine ihr Geschäft verrichten. Ausgestattet mit einer selbstgebastelten Schleppleine ging es los. Nach und nach gewann auch ich genug Vertrauen um die Leine loszulassen und Kahla darauf zu konditionieren auf Zuruf herzukommen. Dafür gab es leckeres altes Weißbrot J zur Belohnung. So verbanden wir unsere Ausflüge in die Wüste gleich mit Freilauftraining.

Die Schleppleine akzeptierte sie gleich, doch ich traute mich nicht einen noch quasi fremden Sloughi ganz loszulassen. So wanderten wir stundenlang durch die Sanddünen. Irgendwann war es mir dann doch zu blöd, ich wollte nicht noch länger mit ihr herumlaufen und beschloss sie loszulassen. Und was machte Kahla, schwupp war sie weg. Mir wurde heiß und kalt, was geht da einem alles durch den Kopf. Ich rannte auf die Düne hoch. Und Kahla? Die Stand auf der Rückseite der Düne und fraß in aller Ruhe Speisereste und schaute mich ganz ruhig an.

Kahla verbrachte mit mir knapp eine Woche. Wir schliefen zusammen im Auto. Wir gingen zusammen durch die Wüste spazieren. Wir besuchten zusammen Freunde. Sie gewann mehr und mehr Vertrauen zu mir und ich zu ihr. Wir übten in den Dünen das Herkommen und dass sie lernt sich an mir zu orientieren. Zur Sicherheit hatte sie ihre Schleppleine dran.

 

Nachts in der Wüste

Oft hatte ich das Gefühl ganz alleine mit Kahla durch den Sand zu laufen, aber wer in den verlassensten Gegenden vorbeikommt ist schon interessant. Selbst nachts, ich hatte nur die Stirnlampe dabei, kam jemand zielstrebig auf mich zu um mich mit seinem Moped anzuleuchten und zu fragen ob das mein Sloughi sei. Er hätte auch Sloughis, ein paar Kilometer in der Wüste hätte seine Familie die Zelte aufgeschlagen, ich schlug die Einladung aber aus.

Foto O. Eberhardt Foto O. Eberhardt Foto Liz Gross von Hübbenet Foto O. Eberhardt Foto O. Eberhardt

 

 

Der Polo als Zelt

Foto O. Eberhardt
Kahla genießt die Unabhängigkeit mit ihrer Schleppleine

Vor meiner Abreise aus Deutschland hatte ich mir eigentlich wenig Gedanken gemacht was passiert wenn ich Kahla habe… Denn ein Hotelzimmer bekommt man mit Hund in Tunesien nicht, auch nicht wenn man einen Sloughi hat. Gut, ich hätte auch bei Freunden übernachten können, aber ich wollte ihnen nicht lästig werden, auch wenn sie das nie zugeben oder ansprechen würden. So beschloss ich mit Kahla im Auto zu übernachten. Sie lag auf dem Rücksitz, das Gepäck im Kofferraum und der Beifahrersitz war mein „Bett“. Doch die Nächte in Tunesien sind kalt und ich hatte alles dabei, Leine, Napf, Formulare, Hundedecke, Foto O. EberhardtWärmemantel für Kahla, Reisetabletten für mich – aber einen Schlafsack? Ups, der stand nicht auf der Liste. Doch zum Glück hatte Liz einen dabei und sie benötigte ihn auch nicht.

Meistens übernachteten wir auf einer kleinen Lichtung am Rande der Datteloase. Ein paar Meter weiter hatte ein Einheimischer sein kleines Zelt aufgestellt. Seine beiden Dromedare lagerten immer in der Nähe. Dromedare machen blubbernde Gurrlaute. Nachts hören die sich besonders spannend an. Kahla fand im Mondschein die atmenden dunklen, blubbernden Haufen stets besonders interessant. Noch besser gefiel ihr durch die Dattelhaine zu streifen um nach Fressbarem zu suchen.

 

Kaffee im Markt

Eines Morgens saß ich mit Liz und Gis in Douz auf dem umtriebigen Marktplatz in einem Café. Es war Markttag und so waren besonders viele Leute unterwegs. Kahla wartete währenddessen im Polo.

Plötzlich grüßten uns zwei Jugendliche. Sie fragten ob wir nicht Interesse hätten mit zu ihnen nach Hause zu gehen um die Sloughis ihrer Familie anzusehen. Witzig fanden wir, dass wir mittlerweile im Städtchen bekannt waren. Die Einheimischen sagen ja stets dass Douz ein Dorf sei wo jeder jeden kennt, scheinbar scheint dies zuzutreffen.

Dort angekommen wurden wir leider enttäuscht. Es gab Ziegen, Hühner und einen großen schattigen Hof, aber keine Sloughis. Leider war der Vater mit den Sloughis schon außer Haus, er wollte an diesem Tage jagen gehen und wir verpassten ihn knapp.

Foto O. Eberhardt Foto O. Eberhardt Foto O. Eberhardt Foto Liz Gross von Hübbenet Foto O. Eberhardt

 

 

 

 

vom 19.03.2008