Früher - Heute
Eine Tradition in unserer Jahresplanung nimmt das Windhundefestival
in Donaueschingen ein - dort entstand z.B. auch die Idee zu Sloughi
World.
Bekannte aus den entlegensten Teilen Deutschlands und dem benachbarten
Ausland reisen an. Wir haben die kürzeste Anfahrt, also hatte
ich eine Idee:
Wir holen ein original tunesisches Ziegenhaarzelt und bringen leckeres
Essen mit. Gesagt - getan!
Ich fuhr zu Bekannten, um ihr Zelt auszuleihen. Die sahen mich
verduzt an - ich stand mit meinem Kleinwagen
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Foto: Stephan Eberhardt |
(Ford KA!) vor der Tür, in der festen Überzeugung "des
passt scho!"
7x4m misst das Zelt, das kann ja nicht sooo groß sein - doch
das war es - und außerdem noch viel schwerer...
Der Kofferraum war voll, also "passt doch!". Aber da lagen
noch ca. 50 Holzäste von Minigröße bis Mannshoch!
Die Rückfahrt erwies sich als alles andere als bequem, aber
na ja.
Donaueschingen nahte, alles war organisiert, doch hoffentlich spielt
das Wetter mit. Denn das Besondere ist die Eigenschaft des Ziegenhaarzeltes.
Bei heißem Wetter "erweitern" sich die Fasern und
verschaffen dadurch eine bessere Kühlung, bei feuchtem Wetter
ziehen sie sich zusammen und schützen vor Nässe - aber
dadurch wird das Zelt so schwer, dass man es nicht mehr tragen kann.
In der Wüste stellt dies kein Problem dar, da lässt man
es einfach stehen und von der anschließenden Sonne trocken.
In unseren Breitengraden verhält sich das jedoch etwas anders.
Früh am ersten Ausstellungstag machte ich mich auf die Fahrt
nach Donaueschingen und es kam wie es nicht hätte kommen sollen.
Es regnete nicht, nein es goss aus Kübeln! Das kann ja heiter
werden. Angekommen, sah man dass einige Pavillon-Zelte stark unter
den Wassermassen litten, sie gaben der Last einfach nach.
Was nun? Aufbauen, klar. In 15min bauten wir (2 Personen) das Zelt
auf - Rekordzeit. Der erste Versuch zu Hause dauerte fast eine Stunde.
Die Konstruktion des Zeltes ist einfach und durchdacht:
"Das südtunesische Zelt, Kheima genannt, besteht aus langen,
schmalen Stoffbändern, die aus Ziegen- und Kamelhaar gewebt
und zusammengenäht werden. Das Zeltdach wird über leichte
Äste gespannt und mit Holzkeilen im Boden festgemacht. Man
kann es schnell abreißen, einem Kamel auf den Rücken
binden und es auch wieder in kürzester Zeit aufbauen. Die niedrige,
rechteckige Behausung kann durch schöne Teppiche komfortabel
gemacht werden." (J. Schramm, Seite 16)
Dort findet man das Zelt auch heute noch, wenn auch seltener als
zu früheren Zeiten:
"In Gebieten mit geringen und unregelmäßigen Niederschlägen
ist das Wanderhirtentum, der Viehzüchter-Nomadismus, die einzige
Möglichkeit wirtschaftlicher Betätigung, wenn man von
der Nutzung etwaiger Bodenschätze absieht. Die wenigen Gräser
und Büsche sind schnell abgeweidet, und so müssen die
Tiere in kurzer Zeit weiter Strecken zurücklegen. Da der Mensch
den Tieren folgen muß, errichtet er sich eine leichte Behausung,
ein leicht transportables Zelt oder eine Hütte aus lokalem
Material." (ebd.)
Mehr dazu lesen sie in Ausgabe
6 von Sloughi World.
Und es passte (fast) alles, tolles Zelt, tolle Leute, aber von
Entspannung bei mir kaum eine Spur. Immer wieder zogen dunkle Wolken
auf, es nieselte aber nur. Abgelenkt durch Essen, Gassi gehen, quatschen
vergaßen wir eines - ein Foto vom Zelt in Donaueschingen zu
machen. Wer weiß, vielleicht gibt es ja eine Wiederholung
der Zeltaktion.
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Fotos: P.A. Kröhnert |
Fotos: P.A. Kröhner |
Aus: Josef Schramm, "Tunesien - Land zwischen Sand und Meer"
Pannonia-Verlag Freilassing, 1965 Seite 16f.
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