Mein erster Sloughi
Wie - Slugi? Wie schreibt sich denn ein Wort, das man nie vorher
gehört hat? Staunen machte sich breit, als unser Chef verkündete:
"Ich hab´ jetzt einen Sloughi." Hartnäckiges
Nachfragen und ent-sprechende Mitteilsamkeit seinerseits ergaben,
dass es sich weder um ein neues Auto noch einen Designer-Anzug handelte.
Nein, es war eindeutig die Rede vom Hund der nordafrikanischen Tuareg-Nomaden,
dem Sloughi. Den Chef-Erklärungen und unseren Deutungen zufolge
handelt es sich dabei um ein sehr mageres, hektisches Wesen, das
auf Grund seines dünnen Fells den ostwestfälischen Winter
kaum überleben dürfte. Gespannt waren wir natürlich
trotzdem.Wenige Tage später hatte der Hund - "Said"
hieß er übrigens - seinen Vorstellungstermin in unserem
Hause. Und siehe da, ein kräftiger, heller Sloughi-Rüde,
2 Jahre alt, mit schwarzer Maske und würdevollem Auftreten
hielt Einzug in die Firma. Trotz der distanzierten Begrüßung
der Mitarbeiter konnte er sich schnellwachsender Sympathien erfreuen.
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Eines der letzten Fotos von "Said", Foto: S.
Hintz |
Die Jahre gingen ins Land und aus dem Chef-Sloughi wurde mein Hund.
Wieso? - Nun, hat man so einen Hund "nur mal so übers
Wochenende" oder "nur´n paar Tage im Urlaub"
oder "wir haben Nachwuchs, kannst Du mal den Hund ein paar
Wochen nehmen?" - übernommen, geht das ganz schnell. Said
war nun mein/unser Hausgenosse und zog ganz in eine Altbauwohnung
mitten in der City. Sein bevorzugter Platz wurde das Sofa im Flurbereich,
von dem aus er alles unter Kontrolle hatte. Klingelte es, wurde
laut und vernehmlich gebellt, obwohl Said sonst eher der schweigenden
Mehrheit angehörte. Spaziergänge in der Stadt und den
angrenzenden Parkanlagen schätzte er überaus, und einige
Hunde-Freund- aber auch -Feindschaften sorgten für Abwechslung.
Nach wie vor begleitete er mich zur Arbeit, ließ sich von
den Kollegen streicheln und inspizierte die Mülleimer nach
Essbarem. Dass er dabei schon mal das Oberteil vom Schwingdeckelmülleimer
um den Hals trug und laut aufschreiend durch die Büros raste,
ist nur eine Geschichte, die man sich auch heute noch gern von ihm
erzählt. Unter Strich war Said damit die Seele vom Büro,
abgesehen von einer gewissen Scheu Fremden gegenüber.
Seine andere Seite zeigte Said allerdings, wenn Männer im
Blaumann auftauchten, man mit ihm im Auto durch die Waschanlage
fuhr oder er allein im Wagen zurückbleiben musste. Näher
als einen halben Meter durfte niemand ans Auto treten - dann war
Sloughi-Alarm. Aber das blieben Ausnahmen. Er liebte Kinder, unsere
ganze Familie und war eigentlich für die Hunderolle die Ideal-Besetzung.
Auch, als wir uns zu einem zweiten Hund entschlossen, einem Azawahk-Rüden,
6 Monate alt. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
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