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vom 28.05.2004

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Reisen zu Marokkos Hunden - Teil 2

Text und Fotos: Barbara Blesch English Version

Bei Ben Yacoub
Bei Ben Yacoub
Hoffnungsvolles Jagdtalent im 2. Lebensjahr
Hoffnungsvolles Jagdtalent im 2. Lebensjahr
Futternachsuche der Jungrüden - übermütig konkurrierend, aber friedlich
Futternachsuche der Jungrüden - übermütig konkurrierend, aber friedlich
Ein Jungsloughi erster Qualität
Ein Jungsloughi erster Qualität
Spielerischer Futterstreit von Jungrüden unterschiedlicher Qualität
Spielerischer Futterstreit von Jungrüden unterschiedlicher Qualität
Der mystische Strand, an dem der Wal Jonas ausspuckte – und die Autorin den ersten Sloughi traf
Der mystische Strand, an dem der Wal Jonas ausspuckte – und die Autorin den ersten Sloughi traf
Jagdpause bei Ben Yacoub
Jagdpause bei Ben Yacoub
Sloughi als Hofhund in SW-Marokko
Sloughi als Hofhund in SW-Marokko
Räudige Straßenhündin im Sloughigebiet. Auffällig die weiße Farbe bei sonst durchaus standardgerechtem Körperbau.

Räudige Straßenhündin im Sloughigebiet. Auffällig die weiße Farbe bei sonst durchaus standardgerechtem Körperbau.

Rohfütterung mit Schlachtabfällen
Rohfütterung mit Schlachtabfällen
3jährige Zuchthündin
3jährige Zuchthündin
Junger Züchter mit seinem Lieblingspaar
Junger Züchter mit seinem Lieblingspaar
Junger Züchter mit seinem Lieblingspaar
Junger Züchter mit seinem Lieblingspaar
5jähriger Sauenjäger - und ganzer Stolz des Halters
5jähriger Sauenjäger - und ganzer Stolz des Halters

Der 1. Teil dieses Artikels erschien in Ausgabe 10. Hier können Sie ihn noch einmal nachlesen.

IIm Gegensatz zum Aidi, der zu den im Islam als unrein geltenden Hunden gehört, genießt der edle Windhund den Respekt. Es heißt, der Prophet selbst hätte einen Sloughi oder Saluki besessen. Anders als der Aidi ist die Rasse in Europa ausreichend bekannt, so dass hier auf eine Beschreibung verzichtet wird. In Marokko wird der Begriff auch auf Tiere angewandt, die die Erwartungen europäischer Züchter nicht erfüllen würden. "Einen Sloughi erkennt man an den Augen" sagte mir ein Marokkaner einmal. Er meinte damit, dass das Wesen des Sloughis sich in seinen Augen spiegelt, wobei manchmal die äußere Erscheinung den FCI-Regeln nicht gerecht wird.

Gehalten werden sie wohl im ganzen Land, wohlbehütet hinter schützenden Mauern, so dass der Reisende kaum Gelegenheit hat, ihnen zu begegnen. Wirklich herrenlose Sloughis sind ausgesprochen selten, in über 20 Jahren ist mir nur einer begegnet. In Nomadengebieten trifft man gelegentlich freilaufende Tiere, die aber wegen ihres Pflegezustandes eindeutig einen Halter haben.

Im Südwesten Marokkos, dem Sousgebiet und den angrenzenden Küstenstreifen leben sehr viele Sloughis. Hier trifft man auch die sloughiblütigsten Mischlinge. Ein weiteres Zentrum der Sloughis ist die Chaouia-Haouz-Region zwischen Marrakech und dem Atlantik. Berühmt ist auch die Gegend um Sidi Harazem im Norden des Landes, wo anscheinend besonders standardgetreue Hunde gezüchtet werden.

Entgegen der in Europa oft anzutreffenden Meinung werden Sloughis jagdlich sehr wohl auch auf Wildschweine angesetzt. Ein marokkanischer Akademiker berichtete mir vom 40 Jahre zurückliegenden Tod seines schwarzen Rüden. Ein Wildschwein hatte bei der Jagd den Bauch aufgerissen und das Tier konnte nicht gerettet werden. Der stolze Berber hatte feuchte Augen, als er erzählte, wie er im ersten Schmerz sogar ohne den Hund nicht mehr weiterleben wollte.

Auch in der Region Massa, südlich von Agadir, werden die Sloughis auf Sauen gehetzt. Dort kommt auch ein sehr großer, massiger Typus vor, der speziell dafür eingesetzt wird. Dort sah ich auch meine ersten Sloughis bewusst: eines Morgens geriet der ganze kleine Campingplatz in Bewegung, bewundernde Ausrufe ertönten von der Mauer mit Blick auf den Strand, wo ein junger Mann mit 2 schönen, muskulösen, großen Hunden spazieren ging. Die Tiere sprangen trotz Größe und Gewicht sehr elegant herum, ein wahrhaft ästhetischer Anblick, ein Ballett. Kräftige Athleten, deutlich größer als der Standard, mit unglaublich tief ausladender Brust und beeindruckender Bemuskelung in hellsand mit schwarzem Mantel und Maske so würde ich sie rückblickend beschreiben.

Der Nordafrikakenner und Sloughizüchter Xavier Przezdziecki, allgemein als XP bekannt, hätte diese Tiere wohl als nahe dem Blut stehende Sloughis bezeichnet. Er hält ja den Sloughi für einen bastardisierten Saluki, der mit der arabischen Eroberung in den Maghreb gekommen ist und dort mit Wachhunden gekreuzt wurde, um auch für den Herdenschutz Verwendung zu finden. Dazu passt die von ALDERTON im BLV-Lexikon genannte Verwendung als Herdenschutzhund, wofür laut selbem Werk keine andere Windhundrasse eingesetzt wurde. Dies führt mich zu der Frage: ist der Sloughi der wehrhafteste Windhund? Die Antwort ist noch offen.

Der Annahme XPs widerspricht die Tatsache, dass Jahrtausende alte Felsmalereien in der Zentralsahara die Existenz von Windhundartigen belegen. Auch spricht er von der größeren Reinheit der Tiere in der Sahara. Im "leeren Viertel" zwischen Marokko, Mauretanien und Algerien ist das Jagdgebiet der Nemadis, der Saharajäger mit Hunden. Deren Tiere werden von britischen Forschern des 19. Jh. als "recht derbe Sloughis" beschrieben, scheinen also noch kräftiger und "unedler" zu sein als die marokkanischen Tiere dieser Zeit. Trotz Studiums einiger Werke von GABUS und MONOD, die ja als Nemadikenner gelten können, habe ich bis heute kein Foto dieser Hunde gefunden.

Daher befragte ich während meiner letzten Marokkotour Mauretanienreisende und hatte das Glück, dass italienische Reisende eine Gruppe Nemadijäger mit Hunden getroffen hatten. Leider wurden keine Fotos gemacht, Mauretanier sind Fremden gegenüber recht reserviert. Die Tiere wurden als eine Art große Cirneco del Etna, somit eindeutig windhundartig, mit spitzen Stehohren beschrieben. Schulterhöhe etwa 65-70 cm geschätzt.

Stehohrig sind auch vierbeinige Wesen, die mit Straußen in eine Felswand südlich von Smara geritzt sind. GANDINI mutmaßt Hunde. Interessant in diesem Zusammenhang, da der Ort etwas nördlich der Grenze des Nemadijagdreviers der letzten Jahrhunderte liegt die Gravur aber Jahrtausende alt sein dürfte. Allerdings darf die Stehohrigkeit auch nicht überbewertet werden, in Tunesien werden die Sloughis teilweise kupiert, so dass, wie auch vom Dobermann bekannt, der Eindruck aufgerichteter Stehohren entsteht.

Es spricht also Einiges dafür, dass wir auch ohne Import des Salukis heute Windhunde im Maghreb finden würden. Das Ziel von XPs, den Sloughi auf einen "reinen³, dem Saluki ähnelnden Standard, zurückzuzüchten, entspricht nicht meinen persönlichen Präferenzen als Liebhaber der Rasse, so wie ich sie in Marokko kennen gelernt habe.

Gerade die Typvielfalt, die sichtbare Zähigkeit und Kraft des Sloughis schätze ich persönlich gegenüber den sehr zierlichen Salukis. Als Entstehung halte ich auch eine indigene Rasse mit Salukibluteinschuss für möglich. Genau wie bei den Aidis werden in Marokko unterschiedliche Schläge als Sloughis tituliert und auch als solche behandelt. Die einheimische Range sprengt eben jeden FCI-Standard.

Am selben Strand in Südmarokko, wo ich meine ersten Sloughis sah und wo, nebenbei erwähnt, auch damals der Wal Jonas ausspie, Oqbar Ibn Nafi als Anführer der arabischen Eroberer ins Meer ritt um zu beweisen, dass westlich von hier für Allah kein Land mehr zu erobern sei und an dem am Ende aller Tage der Messias erscheinen wird an jenem bedeutsamen Strand fand ich auch den einzigen herrenlosen Sloughi. Der junge Rüde, dem gelber Schleim aus der Nase lief und der so schwach war, dass er ständig zusammenbrach, hatte unser Vorzelt als sein neues Zuhause gewählt. Sein Körper war schwach, aber seine Augen flehten mich mit einem solchen Lebenswillen an, dass wir am nächsten Tag abbauten und nach Agadir fuhren um Medikamente und Hundefutter zu kaufen. Ich konnte nicht geruhsamen Strandurlaub machen und tatenlos zusehen, wie dieses wunderbare Tier neben mir starb.

Nach 3 Tagen begann er, nach Katzenart mit der Fellpflege, nach 5 Tagen folgte er mit Blicken wieder dem anderen Geschlecht und nach 10 Tagen begleitete er mich an den Strand. Als ich ihn nach 3 Wochen verließ war er in gutem Zustand und die Touristen, die er anbettelte drehten sich nicht mehr angewidert von dem kranken Tier ab. Er hatte wieder eine Chance. Später erfuhr ich, dass er eine Woche nach meiner Abreise von der Veterinärpolizei vergiftet worden war. Vor diesem Schicksal sind auch freilaufende Sloughis mit bekanntem Halter nicht gefeit, ein Bekannter im Antiatlas verlor so seine Hündin.

Leider wurde der Campingplatz an diesem wunderschönen Platz zu Gunsten eines Luxushotels aufgegeben. Aber auch dort scheint die hundefreundliche Tradition weiter zu leben: Bei einem Besuch 2003 liefen im Restaurant 2 Welpen einer Dorfhündin umher. Die Mutter, offensichtlich sloughiblütig, verköstigte sich im Abfall des Hotels.

Auch 2004 brachte mir mein schwarzer Sloughi Glück: als ich ein ähnliches Tier fotografierte wurde ich angesprochen, ob ich nicht richtig gute Hunde sehen wolle statt dieser Straßenköter. Und so hatte ich das Vergnügen, einem Sloughizüchter bei der morgendlichen Fütterung zuzusehen. Rohe Fischköpfe, Hühnerbeine und Schlachtabfälle wurden unter den großen, kräftigen, gut genährten Tieren verteilt.

Die Hunde werden in verschiedenen Häusern in Kleingruppen gehalten, nach Alter und Harmonie sortiert. Die Sloughias dürfen sich ihre Partner zur Verpaarung selbst wählen. Eventuelle Fehlgriffe werden toleriert, die Welpen werden nach ihrer Erscheinung als Sloughis verschiedener Qualitäts- bzw. Reinheitsstufen preislich abgestuft angeboten.

Uns wurde eine kleine Gruppe präsentiert. Der Stolz der beiden Herren war ein sandfarbener 5jähriger Rüde, ein erfolgreicher Sauenjäger. Eine 3jährige gestromte Hündin hatte sichtlich starke Bindung an den jüngeren Züchter. Als hoffnungsvolles Talent hatte sich ein 1,5jähriger schwarzer Rüde erwiesen. Und ein bräunlicher 9monatiger Jungspund mit völlig aus dem Standard fallenden Ohren gab Anlass zu weiterer Hoffnung. Zum Schluss kam der Kindergarten: ein kleiner gestromter, rassereiner Rüde und ein brauner Sloughimischling, beide etwa 4-5 Monate.

Nachdem noch die Sloughia unter freudiger Mithilfe der Jungendlichen des Viertels wieder von einer nicht autorisierten Katzenjagd abgeholt worden war begann die Fütterung. Im Gegensatz zu vielen anderen Haltern konnte hier aus der Hand gefüttert werden. Die 6 Tiere waren offensichtlich gewohnt in Gruppe gefüttert zu werden, nur die Welpen mussten natürlich einen spielerischen Futterstreit haben.

Im Gespräch mit den Herren wurde ein weiteres Rätsel geklärt. Auf unserer letzten Reise im Frühjahr 2003 hatten wir in dieser Region im Dämmerlicht einen Schlafplatz gesucht. Keine einfache Aufgabe in diesem Dickicht von kaktus- und baumförmigen Wolfsmilchgewächsen. Eine verfallene Piste führte uns zu einem scheinbar aufgegebenem Dorf, wo wir gerne im Windschatten der Häuser campiert hätten. Am Ortsende dann die Begegnung im letzten Licht: 3 ausgewachsene, edle Sloughis standen unbeeindruckt am Ortsende. Ein Hellsandfarbener mit schwarzer Maske, ein "Fuchs" in rotsand-hellsand und ein Gestromter.

Leider sahen wir nur eine Frau und ein kleines Mädchen, so dass wir weiterfuhren. Die Region ist bekannt für die strenge Wahrung ihrer Tradition. Das hätte eine peinliche oder zumindest unangenehme Situation für die Frau werden können. Darüber hinaus kennen wir die marokkanische Gastfreundschaft gut genug um zu wissen, welche Umstände ein Anhalten unsererseits für die Frau bedeutet hätte.

Da unser Weg damals querfeldein letztlich bis an die Küste führte sahen wir davon ab, am nächsten Morgen nochmals zurück zu fahren, um den Ort bei der nächsten Reise nochmals von der selben Richtung aus zu suchen. Das war just an diesem Tag unser Vorhaben gewesen. Als wir die Züchter danach befragten, ob es noch weitere Züchter im Umland gäbe und auf das verlassene Dorf zu sprechen kamen erfuhren wir, dass die Hunde nur zum Teil im Hauptort gehalten werden und wegen der besseren Freilaufbedingungen mit Betreuern auf die Weiler der Region verteilt leben. Und genau diese Hunde, die wir im Vorjahr gesehen hatten, gehörten unseren Gesprächspartnern.

Reisen mit Hund bedingt leider auch gewisse Einschränkungen. Und so nahmen wir nach einer knappen Stunde trotz der freundlichen Einladung zum Tee Abschied. Denn die Züchter trauten wohl dem Frieden unter den Hunden nicht und hatten uns gebeten, unsere Hündin im Auto zu lassen.

Die Weiterfahrt entschädigte uns reichlich. Im nächsten Weiler lag ein schwarzer Sloughirüde schlafend am Straßenrand, ein Kind fuhr mit dem Fahrrad fast über die Ohren, er döste weiter entspannt in der frühen Mittagssonne des Januartages. Zahlreiche Sloughis und Mischlinge belebten den Straßenrand, mehrfach mussten wir bremsen. Die schönste Begegnung war ein fröhlicher Jungspund in hellbeige, der wie ein Derwisch hinter einer Mauer hervor vors Auto hüpfte. Etwa 7 Monate alt, Ohren viel zu groß, Beine zu lang und voller ungestümen Übermutes sprang er über die Piste in den nächsten Garten. Ein Bild purer Lebensfreude. Die unglaubliche Sloughidichte dieser Region wird für uns Anlass sein, die landschaftlich eher langweilige Strecke auch weiterhin zu fahren.

Eine Besonderheit ist in der mir bekannten Literatur nicht vermerkt: der Duft des Sloughi. Mir war ja der typische Hundegeruch bekannt, und so schnupperte ich in der ersten Zeit des Zusammenlebens mit meinem marokkanischen Findling immer misstrauisch. Umso überraschter war ich, eine sesam-nussige, an Basmati-Reis erinnernde Note zu finden. Auch meine jetzige Hündin hat diesen Duft, den ich an europäischen Hunden noch nicht wahrgenommen habe. In einem Gespräch mit Sloughizüchterin, Patricia Lauer, Sheik el Arab, kamen wir darauf zu sprechen sie war vom Duft ihrer Rassetiere genauso begeistert wie ich. "Wenn es das als Parfum gäbe...³ war unser gemeinsames Motto.

Diese Dame besitzt übrigens auch meine deutsche Lieblingssloughia, Rais Siyada Rainine. Es ist nicht nur meine Vorliebe für gestromte Sloughis, die mich diese Wahl treffen lässt. Denn wichtiger als das Äußere ist für mich das Wesen. Und Rainine zeigt ein wunderbar ausgeglichenes, instinktsicheres Verhalten und freundliche Souveränität. Sie hat die Qualitäten in bester Ausprägung, mit denen die Sloughis und ihre Abkömmlinge mit Sloughiseelen mein Herz eroberten.

 


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