Was hat ein Suppenhuhn mit Sloughis zu tun? Wenig?
Nichts? Von wegen...!
Im Tierreich umfasst die Bezeichnung "Suppenhuhn"
(lateinisch "Suppis Hühnensis") eine
äußerst begehrte Gattung der Geflügelfamilie.
Begehrt von Sloughis im Allgemeinen und im Besonderen
von solchen mit Namen Chajal und Djamil. Die Jagdsaison
dauert das ganze Jahr über an; Schonfristen wurden
von den Jägern bisher nicht akzeptiert. Allerdings
stehen demnächst harte Verhandlungen zu diesem
Thema mit der Geflügel-Gewerkschaft ins Haus. Die
Jagdmethoden wurden im Laufe der Jahre immer ausgefeilter
und damit erfolgreicher, sodass der künftige Bestand
der "Suppis Hühnensis" stark gefährdet
erscheint (sagen die von der Gewerkschaft, was von der
Jäger-Innung selbstverständlich vehement bestritten
wird). Eingeläutet wird die Jagd von dem Geräusch
des Öffnens und anschließenden Schließens
der Kühltruhe, wenn das tiefgefrorene Huhn zum
Auftauen herausgeholt wird. Ab diesem Zeitpunkt wird
es permanent von den Vierbeinern bewacht, d.h. man positioniert
sich im Wohnzimmer auf der Couch so, dass man den Ort
der Aufbewahrung immer voll im Blick hat. Dabei ist
es von enormem Vorteil, dass sich die beiden Jäger
die Nachtwache teilen können, um so Übermüdung
zu vermeiden.
Am nächsten Mittag, genauer gesagt, wenn der Kochtopf
mit lautem Geklapper hervorgeholt wird, steigen die
beiden mittlerweile recht hungrigen Sloughis in Phase
2 ein: die Belagerung des Jagdreviers, sprich: der Küche.
Minutiös wird das Schnippeln der Kräuter überwacht,
genauso wie das Abtauchen des Suppenhuhns im heißen
Wasser. Während der nun folgenden nervenaufreibenden
Warterei deckt der eine den Fluchtweg über die
Treppe ab, während der andere einen eventuell zu
erwartenden Diebstahlversuch durch die offene Tür
schon im Ansatz zu vereiteln sucht. Wenn das Huhn seinen
unvergleichlichen Duft verbreitet, könnte das ja
sämtliche Beuteräuber der Umgebung anlocken.
Jedes zwischenzeitliche Öffnen des Deckels zu Kontrollzwecken
seitens der zweibeinigen Jagdhelferin, nämlich
der Köchin, bedeutet höchste Alarmstufe und
hat sofortiges Eskortieren des Kochlöffels zur
Folge. Liegt der Deckel wieder sicher auf dem Topf,
geht's zurück auf die Wachtposten. Da sich dieser
Vorgang immerhin einige Male wiederholt und für
die Sloughis hektische Betriebsamkeit nach sich zieht,
steigt das Hungerbarometer konstant an. Seinen vorläufigen
Höhepunkt erreicht das Konzert der Magenknurrer,
als der Deckel schließlich zum X-ten Mal geöffnet,
aber glücklicherweise nicht mehr geschlossen wird.
Untrügliches Zeichen für Erreichen von Level
3: das Suppenhuhn ist gar, taucht aus den Fluten des
Kochtopfes empor und wird gleich unter allen verfügbaren
Argusaugen transchiert.
Ab diesem Moment verkürzen unsere beiden Sloughis
mit wahrlich atemberaubender Konzentration langsam aber
sicher den Abstand zu "Suppis Hühnensis",
bis schließlich kaum mehr als eine Schnauzenlänge
zwischen der potenziellen Beute und den Schlemmerbacken
liegt. Obwohl die verantwortliche Jagdhelferin an dieser
Stelle regelmäßig über den einen oder
auch anderen stolpert, Marke "Dinner for one",
wankt und weicht keiner der beiden. Zu verlockend ist
die Aussicht auf das äußerst appetitliche
Hühnchen. Da besonders Chajal das Wasser im Maul
zusammen- und folglich auch überläuft, stellt
das laut vernehmliche Tropfen das Herunterzählen
des Count-downs dar. Und nun geht, nein, besser: rennt,
die Jagd in die heiße Phase; die Ereignisse überschlagen
sich. Die Beute wird gerecht geteilt und in die bereitstehenden
Futternäpfe gefüllt. Stehen diese erst mal
an den dafür vorgesehenen Plätzen und tritt
die Jagdhelferin einen Schritt zurück, um den Weg
freizugeben, ist das der ultimative Startschuss: hochmotiviert
wird "Suppis Hühnensis" von unseren beiden
Sloughis in Sekundenbruchteilen begeistert erlegt. Halali!
Was nun folgt ist: ...Stille! Die Ruhe nach dem Sturm.
Unterbrochen ab und an lediglich von gewissen Wonne-Grunzern
und verräterischen Schmatz-Geräuschen, wenn
das Erlebnis im Traum noch mal genossen wird. Idylle
pur. Auch für die Jagdhelferin, die nach dem Beseitigen
des Schlachtfeldes in der Küche den Blick zu ihren
beiden rundum zufriedenen Knutschkugeln schweifen lässt.
Ende gut, alles gut? Wenn bloß nicht die Gewerkschaftsverhandlungen
anklopfen würden... Aber vielleicht bleibt ja noch
etwas Zeit zum Pinseln der Plakate: "Ein Herz für
Sloughis!"
|