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vom 16.04.2003

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Geschichten

Zwei Sloughis und ein Suppenhuhn

Text und Fotos: Claudia Bravin

"Ich könnte glatt ein ganzes Suppenhuhn auf einmal genießen..."
"Ich könnte glatt ein ganzes Suppenhuhn auf einmal genießen..."
"Boss, ich glaub' ich hör was...!"
"Boss, ich glaub' ich hör was...!"
"Yuchuu! Das war die Kühltruhe. Wir haben's ganz genau gehört!!!"
"Yuchuu! Das war die Kühltruhe. Wir haben's ganz genau gehört!!!"
"Körbchen mit Blinzel-Blick auf die Küche."
"Körbchen mit Blinzel-Blick auf die Küche."
"Den Wachposten bezieh' ich immer mit meiner Kuscheldecke..."
"Den Wachposten bezieh' ich immer mit meiner Kuscheldecke..."
"Mmmh, war das lecker!"
"Mmmh, war das lecker!"
"I feel good!!!"
"I feel good!!!"

Was hat ein Suppenhuhn mit Sloughis zu tun? Wenig? Nichts? Von wegen...!
Im Tierreich umfasst die Bezeichnung "Suppenhuhn" (lateinisch "Suppis Hühnensis") eine äußerst begehrte Gattung der Geflügelfamilie. Begehrt von Sloughis im Allgemeinen und im Besonderen von solchen mit Namen Chajal und Djamil. Die Jagdsaison dauert das ganze Jahr über an; Schonfristen wurden von den Jägern bisher nicht akzeptiert. Allerdings stehen demnächst harte Verhandlungen zu diesem Thema mit der Geflügel-Gewerkschaft ins Haus. Die Jagdmethoden wurden im Laufe der Jahre immer ausgefeilter und damit erfolgreicher, sodass der künftige Bestand der "Suppis Hühnensis" stark gefährdet erscheint (sagen die von der Gewerkschaft, was von der Jäger-Innung selbstverständlich vehement bestritten wird). Eingeläutet wird die Jagd von dem Geräusch des Öffnens und anschließenden Schließens der Kühltruhe, wenn das tiefgefrorene Huhn zum Auftauen herausgeholt wird. Ab diesem Zeitpunkt wird es permanent von den Vierbeinern bewacht, d.h. man positioniert sich im Wohnzimmer auf der Couch so, dass man den Ort der Aufbewahrung immer voll im Blick hat. Dabei ist es von enormem Vorteil, dass sich die beiden Jäger die Nachtwache teilen können, um so Übermüdung zu vermeiden.

Am nächsten Mittag, genauer gesagt, wenn der Kochtopf mit lautem Geklapper hervorgeholt wird, steigen die beiden mittlerweile recht hungrigen Sloughis in Phase 2 ein: die Belagerung des Jagdreviers, sprich: der Küche. Minutiös wird das Schnippeln der Kräuter überwacht, genauso wie das Abtauchen des Suppenhuhns im heißen Wasser. Während der nun folgenden nervenaufreibenden Warterei deckt der eine den Fluchtweg über die Treppe ab, während der andere einen eventuell zu erwartenden Diebstahlversuch durch die offene Tür schon im Ansatz zu vereiteln sucht. Wenn das Huhn seinen unvergleichlichen Duft verbreitet, könnte das ja sämtliche Beuteräuber der Umgebung anlocken. Jedes zwischenzeitliche Öffnen des Deckels zu Kontrollzwecken seitens der zweibeinigen Jagdhelferin, nämlich der Köchin, bedeutet höchste Alarmstufe und hat sofortiges Eskortieren des Kochlöffels zur Folge. Liegt der Deckel wieder sicher auf dem Topf, geht's zurück auf die Wachtposten. Da sich dieser Vorgang immerhin einige Male wiederholt und für die Sloughis hektische Betriebsamkeit nach sich zieht, steigt das Hungerbarometer konstant an. Seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht das Konzert der Magenknurrer, als der Deckel schließlich zum X-ten Mal geöffnet, aber glücklicherweise nicht mehr geschlossen wird. Untrügliches Zeichen für Erreichen von Level 3: das Suppenhuhn ist gar, taucht aus den Fluten des Kochtopfes empor und wird gleich unter allen verfügbaren Argusaugen transchiert.

Ab diesem Moment verkürzen unsere beiden Sloughis mit wahrlich atemberaubender Konzentration langsam aber sicher den Abstand zu "Suppis Hühnensis", bis schließlich kaum mehr als eine Schnauzenlänge zwischen der potenziellen Beute und den Schlemmerbacken liegt. Obwohl die verantwortliche Jagdhelferin an dieser Stelle regelmäßig über den einen oder auch anderen stolpert, Marke "Dinner for one", wankt und weicht keiner der beiden. Zu verlockend ist die Aussicht auf das äußerst appetitliche Hühnchen. Da besonders Chajal das Wasser im Maul zusammen- und folglich auch überläuft, stellt das laut vernehmliche Tropfen das Herunterzählen des Count-downs dar. Und nun geht, nein, besser: rennt, die Jagd in die heiße Phase; die Ereignisse überschlagen sich. Die Beute wird gerecht geteilt und in die bereitstehenden Futternäpfe gefüllt. Stehen diese erst mal an den dafür vorgesehenen Plätzen und tritt die Jagdhelferin einen Schritt zurück, um den Weg freizugeben, ist das der ultimative Startschuss: hochmotiviert wird "Suppis Hühnensis" von unseren beiden Sloughis in Sekundenbruchteilen begeistert erlegt. Halali! Was nun folgt ist: ...Stille! Die Ruhe nach dem Sturm. Unterbrochen ab und an lediglich von gewissen Wonne-Grunzern und verräterischen Schmatz-Geräuschen, wenn das Erlebnis im Traum noch mal genossen wird. Idylle pur. Auch für die Jagdhelferin, die nach dem Beseitigen des Schlachtfeldes in der Küche den Blick zu ihren beiden rundum zufriedenen Knutschkugeln schweifen lässt. Ende gut, alles gut? Wenn bloß nicht die Gewerkschaftsverhandlungen anklopfen würden... Aber vielleicht bleibt ja noch etwas Zeit zum Pinseln der Plakate: "Ein Herz für Sloughis!"


 

 

 

   

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