Ein Sloughi in der Hundeschule - Bericht eines Hundehalters
von Hans G. Bauer
Das Schöne an deutschen Hundeschulen ist: es herrscht kein
Mangel. Das Dumme an der ganzen Sache ist nur: Die Masse allein
garantiert noch keine Qualität. Was sich Hundeschule schimpft,
muss noch lange keine sein. Schade, möchte der lernfreudige
Besitzer eines Junghundes an dieser Stelle gerne einwerfen. Schließlich
erfreuen sich Hundeschulen zunehmender Beliebtheit. Wer investiert
da schon gerne Freizeit und Euro in eine Veranstaltung, die sich
möglicherweise als Abzocke entpuppt? Qualitätsstandards
für Hundeschulen sucht man vergebens. Vergleichstests gibt
es ebenso wenig wie schwarze Listen, auf denen sich alle mäßigen
Veranstalter tummeln. Bleibt dem Hundefreund selbst nicht mehr als
ein sorgfältiger Check des Angebots, das er zumindest auf die
ihm wichtig erscheinenden Punkte genauestens überprüfen
sollte.
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Im Rahmen eines solchen Checks bin ich auf die Hundeschule von
Ulrike Geng gestoßen. Ich habe mich im Spätsommer des
vergangenen Jahres mit Frau Geng in Verbindung gesetzt, nachdem
ich durch das Internet einen Hinweis auf die Schule erhalten hatte
und mir in diesem Zusammenhang die Trainingsmethode dieser Schule
als "windhundgeeignet" nachhaltig empfohlen worden war.
Die Methode der Schule basiert auf dem Lernen "über, mit
und vom Tier", bei der Schreien ebenso verpönt ist wie
jedwede das Tier quälende Einwirkung. Parallel zu den praktischen
Übungen mit dem Vierbeiner soll auch der Hundebesitzer Schritt
für Schritt die entsprechenden theoretischen Grundlagen kennen
und beherzigen lernen.
Ein solches artgerechtes Training erschien mir als Laien in der
Haltung und Erziehung eines Hundes von Anfang an sympathisch. Als
ich dann noch vernahm, dass Frau Geng bereits ausgiebig Erfahrungen
mit Azawakhs sammeln konnte, bestätigte ich die vorläufige
Anmeldung meiner Sloughia zu einem Grundkurs.
Bereits vor Eintreffen unseres Sloughiwelpen "Magistère
Shari" Mitte November des vergangenen Jahres überhäufte
ich Frau Geng mit allen möglichen Fragen eines zukünftigen
Hundebesitzers. Frau Geng ließ sich hierdurch jedoch nicht
nerven und gab stets bereitwillig, geduldig und, wie sich herausstellte,
auch kompetent Auskunft. Nicht zuletzt deshalb stellte sich bei
mir binnen kurzer Zeit das Gefühl ein, mit unserem neuen Familienmitglied
in ihrer Schule gut aufgehoben zu sein. Das von mir noch vor Beginn
des Trainings postulierte Ausbildungsziel, nämlich die Vermittlung
eines allgemeinen Grundgehorsams, der u.a. unserem "Familienhund"
auch im freien Gelände ein gefahrloses Laufen ohne Leine ermöglicht,
wurde von Frau Geng ohne Einschränkung als erreichbar eingestuft.
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Ende November fand ich mich mit Shari dann erstmals auf dem ca.
30 km vom westlichen Rand Münchens entfernt liegenden Trainingsgelände
der Schule ein. In den darauf folgenden 16 Wochen absolvierte Shari
in unregelmäßigen Abständen ca. zwölf Einzeltrainingseinheiten
von jeweils unterschiedlicher Dauer. Das Training fand grundsätzlich
im freien Gelände außerhalb des regulären Übungsplatzes
statt. Unsere kleine Sloughia war jedes Mal mit Eifer bei der Sache
und begriff nach Angaben der Trainerin die einzelnen Übungen
nicht weniger schnell als "normale" Hunde.
Trotz manchmal widriger Umstände auf Grund des früh einsetzenden
Winters gelang es Frau Geng, Shari unbedingt notwendige Kommandos
so zu vermitteln, dass sie auch funktionieren. Insbesondere das
Notkommando "Kehr um!" hat Shari bereits mehrmals in kritischen
Situationen vor größerem Unheil bewahrt, um es gelinde
auszudrücken. Ob das Kommando auch im Falle von am Waldrand
stehenden Rehen zufrieden stellend befolgt wird, bleibt abzuwarten.
Als kürzlich bei einem Spaziergang am Stadtrand von München
unmittelbar vor mir ein Hase aus einem Gebüsch sprang, reagierte
unserer kleine Sloughia mit einem Formel 1 würdigen Blitzstart.
Ich war darüber so verdutzt, dass ein sofortiger Rückruf
unterblieb . . . .
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Für mich ist nach einem halben Jahr "Sloughi" offensichtlich,
dass sich das von Frau Geng angewandte Erziehungsprinzip Geduld
und Belohnung anstatt Drill und Zwang bei Shari bestens bewährt
hat. Nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang
jedoch, dass das eigene konsequente Verhalten für die Effizienz
des Trainings letztendlich mitentscheidet, da Mensch und Hund als
Team gemeinsam geschult werden.
Zur Zeit versuche ich mit Shari im Rahmen eines Gruppentrainings
das bisher Gelernte zu festigen und zu vertiefen und hoffe dabei,
dass die bisher äußerst positive Entwicklung bei Shari
anhält.
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