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vom: 15.12.2001

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Geschichten

So kam der Sloughi an den Rhein

von Cornelia Riedel English Version

 

Eine jüngst im antiken Mogontiacum ( Mainz ) entdeckte Tempelanlage aus römischer Zeit ist durch Inschriften und Befunde den orientalischen Göttinnen Isis und Magna Mater zuzuweisen.
Mogontiacum beherbergte als römische Garnisonsstadt vor allem im 1.Jhd.Beduinenkrieger aus den Gebieten der Provinz Arabia , die, teils in ganzen Stammesverbänden rekrutiert, als Reiter und leicht bewaffnete Bogenschützen beim Gegner gefürchtet waren. Als Ituräer oder Araber in antiken Quellen bezeichnet, hob sich die Andersartigkeit ihrer beduinischen Kampf- und Lebensweise vom städtisch geprägten Umfeld ab.
Die Achtung für ihre schnellen Hunde, die Sloughis, spiegelt ein Öllämpchen wieder, das in der neu entdeckten Tempelanlage den Göttinnen geopfert wurde.

Copyright LfD /Archäologische Denkmalpflege - Mainz

 

( 1 ) Die rot engobierte Lampe zeigt den im Sprung befindlichen Sloughi, wie er in kraftvollen Sätzen hinter seiner Beute herjagt. Gut ist die leicht abwärts gebogene Nase zu erkennen, die auch noch im heutigen Standard beschrieben wird. Das breite, verzierte Halsband schützt den langen Hals. Die Rute wirkt verkürzt, biegt sich jedoch (auch heute noch standardmäßig fixiert) in den Bildhintergrund.
Ob die in der Tempelanlage vorgefundenen Hundeskelette dem arabischen Windhund zuzuordnen sind, müssen die anstehenden Untersuchungen zeigen.
Der Alltag in der Vielvölkergarnison Mogontiacum war für die Beduinen bestimmt von militärischen Übungen und Einsätzen.
Ihre Versorgungseinheiten jedoch waren im angrenzenden Hügelland mit ihren schnellen Pferden und Hunden zur Jagd unterwegs. Das fruchtbare Altkulturland war zu dieser Zeit schon bis auf Waldinseln und Gebiete um die Bachläufe baumlos - ideales Terrain für die Jagd auf den Hasen.
Zwei Darstellungen zeigen Sloughis bei der Hasenjagd:

Copyright Prof. Dr. Ewe-Mainz

 

( 2 ) Eine Gefäßscherbe ( Terra Sigillata) zeigt zwei Hunde hinter einem Hasen. Oberflächlich betrachtet scheint die Gestaltung von Hase und Hunden ähnlich ausgeführt . Wer genau beobachtet, erkennt jedoch kürzere Ohren und längere Lenden ,die die Tiere unterscheidet.

Copyright Museum Alzey

( 3 ) Ein im Museum Alzey gezeigtes Bronzefragment steht leider nur als Zeichnung zur Verfügung - faszinierend, wie der Künstler den Moment festgehalten hat, in dem der Sloughi den Hasen erreicht. Coursingerfahrene Zeitgenossen wissen es - der Hund biegt seinen Schwanz zum Bremsen abwärts ! Vielleicht war der Künstler ein engagierter Jäger und hat eigene Beobachtungen in seinem Werk umgesetzt. Gleichzeitig hat er so den dünn ausgearbeiteten Hundeschwanz stabil am hinteren Rahmenwerk des Objektes verankert.

Sie dürften sie sich hier wohl gefühlt haben, die Bewohner der antiken Provinz Arabia, die an nördliche Reichsgrenzen versetzt waren. Sie konnten in sonniger Landschaft mit den von ihnen geachteten Sloughis jagen und militärischen Übungen mit ihren Pferden in den Mainzer Sanden absolvieren, jenen uralten Ablagerungen vergangener Meeresgestade. Fast 2000 Jahre später entstand nach dem 1.Weltkrieg mit dem Einzug französischer Kolonialtruppen aus Marokko, Algerien und dem Senegal für die hiesige Bevölkerung ein ähnlich fremdländischer Eindruck.

Eine arabische Gesandtschaft des Kalifen von Cordoba, die im 10.Jhd.Kaiser Otto I besuchte , bereiste auch Mainz. Ibrahim Ibn Yaqub at Tartuchi , ein Angehöriger dieser Gesandtschaft berichtete zwar aus Mainz über das Vorkommen von Gewürzen aus dem fernsten Morgenland, über Jagden mit dem Sloughi findet sich leider kein Kommentar in seinen Aufzeichnungen.
Vielleicht bessert sich die Quellenlage im Zuge der Vorbereitung auf 2004 in Mainz und Mannheim geplante Ausstellungen über "die Kreuzfahrer- Europas Begegnung mit dem Orient". Nicht unwahrscheinlich, dass der ein oder andere Edelmann solch einen schnellen Jagdgefährten von seinen Orientzügen mitbrachte , ihn auf Pergament darstellen oder in Terrakotta formen ließ und diese Dokumente noch unerkannt in den Museumsarchiven schlummern.

Erst in der Neuzeit können wieder Belege vom Sloughi in Mainz erbracht werden:

Copyright Riedel - Mainz

(4) im Wappen derer von Waldbott-Ostein sind zwei dieser knochigen Ausdauerjäger dargestellt. ( Ende 18.Jhd.)

Copyright Riedel - Mainz

(5) Eine zeitlich ähnlich zu datierende Schüssel mit Schlickerbemalung zeigt im Spiegel ein rotsandfarbenes Rasseexemplar in eindeutiger Haltung - eine deftige Darstellung!

Heute kann man sie gelegentlich noch sehen, die Nachfahren der Sloughis, die einst mit den arabischen Beduinen an den Rhein kamen. Wie ihre antiken Vorfahren sind sie hier gerne zu Hause, in der rheinhessischen Reben- und Rübenwüste, wenn ihnen auch die Jagd auf den Hasen verwehrt ist. Sie nehmen als Ersatz die ihnen angebotenen Möglichkeiten der Bahn oder des Coursings an - und sind glücklich!
Erstaunlicherweise haben die Bewohner Rheinhessens eine Vorliebe für den zu hiesiger Topografie und Jagdwild passenden leichten Sloughi, so wie er im Standard erwähnt wird.

Copyright Riedel - Mainz

(6) 2 Sloughihündinnen des 20.Jhds. in sand mit schwarzem Mantel und rotsand vor der klassizistischen Skulptur der Diana im Schlosspark zu Schwetzingen.

Ja, so könnte die Geschichte verlaufen sein -" ex oriente ad rhenum" -. Sie ist allen wahren Sloughiliebhabern gewidmet, die ihr Herz an diese von arabischer, berberischer und mediterraner Kultur geprägten Rasse verloren haben und ihr weiter treu bleiben.

Copyright Cornelia Riedel , 2001 Alle Rechte ,auch auszugsweise Veröffentlichung, sind den Autoren vorbehalten.

 

Copyright Fotos:

Foto 1 - Copyright LfD /Archäologische Denkmalpflege - Mainz
Foto 2 - Copyright Prof. Dr. Ewe-Mainz
Foto 3 - Copyright Museum Alzey
Foto 4 - Copyright Riedel - Mainz
Foto 5 - Copyright Riedel - Mainz
Foto 6 - Copyright Riedel - Mainz

Literaturangaben:

Gabriele Ziethen, Ex Oriente ad Rhenum-Orientalen im römischen Mainz.
Mainzer Archäologische Zeitschrift 4,1997, S.111-18
Gerhard Hoffmann , Die Blütezeit der islamischen Welt , Piper Verlag , München 1994.


 

 

 

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