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aus Sloughi World Ausgabe 4 |
Teil 1: Wie alles begann... von Gisela Schwarz Die Sloughi-Hündin Sabra el Djerid kam als zwölf Wochen alter Welpe an Pfingsten 1984 in unsere Windhundfamilie: Fast ein Jahr vorher hatten wir Sabras Mutter D'Jadine el Djerid und Großmutter Richa el Djerid mit ihrer Züchterin und Besitzerin Rosy Bächtiger aus Zürich kennen gelernt. Die Tunesierein Richa faszinierte uns trotz ihrer abgeschnittenen Ohren durch ihre überlegene Persönlichkeit und als Sloughityp sehr. Als die hellsandfarbene D'Jadine el Djerid, eine Hündin mit hervorragender Anatomie, im März 1984 zwei Hündinnen und zwei Rüden nach Sahel warf, reservierte Rosy Bächtiger die sandfarbene Sabra bald für uns. Die gut geprägte Sabra entwickelte sich als instinktsicherer Sloughi, ausgestattet mit einer durch nichts zu erschütternden Freundlichkeit gegenüber Menschen und Artgenossen. Sehr differenziert achtete sie schon als Welpe auf unsere Gesten und Worte. Inzwischen achtjährig, konnte die selbstsichere Sloughi-Hündin auf freiem Gelände ihrer Lust am Rennen freien Lauf lassen. Auch erwies sich Sabra beim Training als absolut bahnsicher. Ihre Ausstellungslaufbahn krönte Sabra mit dem Europasiegertitel 1989.
Ein Jahr zuvor hatte sich nach dem holländischen Sloughi-Rüden Anu Min Darazja Loéwwla (Besitzer: Leo und Sonja van Rij) 1,7 Welpen geboren. Anu und Sabra ergänzten sich hervorragend. Obwohl ohne jeglichen Blutanschluss, zeigten die Kinder den Typ, dessen Qualitäten sich jetzt schon in der zweiten und dritten Generation unseres Zwingers Nuri al Baida fortsetzen: Sloughis mit exzellenter Hals-Widerrist-Rückenlinie, akzentuiert abfallender Kruppe, der typischen flachen Sloughi-Bemuskelung, wunderschönen Köpfen mit dunklem, wehmütigem Ausdruck, starkem Gebiss und kräftigem Unterkiefer. Auffallend ist ein leichtfüßiges Gangwerk. Wie bei einem gut aufgebauten Pferd führt der Schub aus der Hinterhand zu einer natürlichen Aufrichtung, durch die der Kopf aufgerichtet getragen wird und der Trab auch bei den schwereren Rüden schwebend wirkt. Sabras rotsandfarbene Tochter Sadaqa, die ihrem Vater Anu sehr ähnlich sieht, wurde 1988 Bundesjungendsieger, lebt seit 1989 bei der Familie Tschanz am Thunersee und gewann bei ihrer vorerst einzigen Ausstellung in der Schweiz CACIB, CAC und BOB. Ihre drei Geschwister Samawi, Shabba Salit und Sarani Nuri al Baida verkörpern sehr einheitlich den erhofften Sloughi-Typ und beweisen ihre Qualität durch viele Ausstellungserfolge.
Sarani Nuri al Baida blieb in unserem Besitz. Sehr schnell sah sie ein, dass die für sie eigentlich lästige Ausstellerei im Team mit mir oder meinem Mann mit Leichtfüßigkeit und Engelsgeduld sehr gut zu ertragen ist. Wir stellen sie fast nie bei einem Richter mehrmals aus und auch nicht oft. Dennoch finden wir, dass die Ausstellungserfolge bei deutschen, holländischen, belgischen, Schweizer und französischen Richtern unsere Vorstellung vom arabischen Windhund Sloughi bestätigen. Sarani ist deutsche und internationale Championesse, wurde Landessieger Hessen (+BOB) 1990, Landessieger Nordrhein-Westfalen 1991, Jugenwinner 1988 Amsterdam, Eurocup-Winner Kortrijk 1990 + 1991 und Bundessieger (+BOB) am 1. Mai 1992. Auf der CACIB-Show im holländischen Maastricht ging sie mit dem stolzen Frauchen als bester Windhund und zum Schluss als Dritter der Wertung Best in Show mit viel Beifall aus dem Ehrenring. Ihr Bruder Samawi Nuri al Baida startete unter seinen Besitzern Sonja und Leo van Rijeine internationale Karriere: Bundesjugendsieger 1988, Winner Amsterdam 1988, Eurocup 1989, Winner 1990, holländerischer, deutscher, belgischer und internationaler Champion. Schwester Shabba Salit Nuri al Baida kam als Deckwelpe zu van Rijs. Im Format identisch, aber etwas kompakter als Sarani, wurde sie u.a. holländischer, deutscher, belgischer, Schweizer und internationaler Champion. Ihre Kinder, im November 1989 nach Bahar Min Darazja Loéwwla bei van Rijs geboren, verkörpern wieder den angestrebten Typ: Sloughis mit und ohne Maske, kurzen, knappen Formen, flacher Bemuskelung, traumhaftem Ausdruck, festen Gelenken und Ellbogenschluss. Von Shabbas Sohn Djerid wird später noch die Rede sein. Weil auch Shabbas Kinder wieder eine gute Kombination der Schweizer und holländischen Sloughi-Ahnen darstellten, planten wir mit Stammmutter Sabra einen zweiten Wurf. Im Februar 1990 warf sie 3,3 Welpen nach Arba Amrane Kamar al Akbar, dessen Eltern Fursan of Mumtaz-I-Javanadmi und PWCA Mohamed Nagla auf hochtypischen Sloughis aus Marokko, Algerien und Tunesien zurückzuführen sind. Anus Mutter Aisha ist übrigens eine Vollschwester zu Arba. Auch die genetische Kombination ohne die verfeinernde Komponente von Anus Vater Chalil Schuru-esch-Schams gelang.
Der zweite Wurf Sabras entsprach charakterlich und im Erscheinungsbild ganz den Halbgeschwistern Sarani, Shabba Salit und Samawi. Besonders Tamri, Tifli Irada, Tabrik und Tabajun verkörpern den gewünschten Typ. Bruder Tinin Said, im Besitz von Brigitte und Michael Dreher, Ahrensburg, ist eine Reinkarnation seines Großvaters Sahel mit deutlichen Hinweisen auf Arba und auf seinen Urgroßvater Bedui. Mit Sahels Mutterwitz ausgestattet, betrachtet er seine Ausstellungs- und Rennkarriere gelegentlich als einen Jux. Das hinderte den starken Rüden nicht, Jugendsieger Luxemburg 1991, Landesjugendsieger NRW und Jugend Best in Show 1991, Verbandsjugendsieger und Jugend Best in Show 1990, Eurocup-Winner 1991 zu werden.
Um Sabras Erbe von Sahel, D'Jadine, Richa, Malik, Sharaf aus den Ursprungsländern zu festigen, wagten wir 1991 eine Rückkreuzung, Mit der Verbindung zu Sabras Enkel Djerid legten wir die genetische Marschrichtung für die Zukunft fest. Die mittlerweile siebenjährige Schweizerin warf am 25. Mai 1991 ihre 3,4 Welpen in gewohnt vorbildlicher Manier und erzog sie instinktsicher gemeinsam mit Tochter Sarani. Der Wurf übertraf unsere Erwartungen: Wunderbar im Typ, besonders Umalin mit den schwarzen Traumaugen und dem überaus kurzen, elfenbeinfarbenen Fell ist das ethnologische Equivalent zum arabischen Pferd. Ussamal ist das männliche Ebenbild seiner Schwester Uhada, die bei uns geblieben ist. Die hellsandfarbene Hündin mit den kurzen, knappen Linien und den dunkelbraunen Augen erinnert uns immer wieder an ihre Urgroßmutter Richa - den Wüstentyp aus Douz. Deren Klugheit hat die elf Monate alte Hündin geerbt. Ihren ersten Erfolg kann unsere Kleine schon verbuchen: In Dortmund wurde sie Bundesjugendsiegerin 1992, Bruder Ussamal erhielt in einer sehr großen Jugendklasse ein V2. Umaru und Ukiya, beide bei der Familie Bucheli im Appenzell und Uyun Shaiba bei Annette Charles in Belgien stehen schon in den Startlöchern.
Teil 2: Wie es weiterging... von Liz Gross von Hübbenet Aus Gründen persönlicher und beruflicher Veränderung ist
eine züchterische Pause eingetreten.
Es war Mitte Oktober 96 als Tamri zu uns kam. In kurzer Zeit passte sie sich an, schenkte uns als zugehörige Menschen ihre Zuneigung und akzeptierte Tabrik als Rudelführer der Sloughis. Im darauf folgenden Frühjahr begannen wir sie auszustellen. Als attraktive Hündin mit sehr weiblicher und sanfter Ausstrahlung wurde sie entsprechend hoch bewertet. Ihre Sloughi-idealtypische Anatomie und ihr traumhaft geformter Kopf wurden betont durch schräge dunkle Augen voller Melancholie, durch schwarz gefärbte Ohren, eine schwarze Rute und ihre kohlschwarzen Krallen. Nach zwei Ausstellungen konnte sie angekört werden. Zwischen März
und August 97 im In- und Ausland bei Richtern 7 verschiedener Nationalitäten
ausgestellt erreichte Tamri die Wartezeit für das Deutsche, Niederländische
und Internationale Championat und erhielt vielfach das BOB zugesprochen.
Im November 97 wurde Tamri Mutter.
Als Deckrüden für Tamris Wurf entschieden wir uns für Multi-Champion Ibn Jamil of Mumtaz-I-Javanadmi. Da Tamri aus einer blutsfremden Verpaarung stammte, konnten wir uns für diese Verbindung entscheiden, in der die Mutter von Tamri (Stammhündin Ch. Sabra el Djerid) und der Vater von Ibn Jamil (Multi-Ch- Shaarawi el Djerid) Wurfgeschwister waren. Am 6. November 97, kurz vor ihrem 8. Lebensjahr, warf Tamri ihre prachtvollen 5,5 Welpen absolut problemlos. In der Aufzucht des sehr homogenen und quirligen V-Wurfes unterstützte ein strenger Onkel Tabrik mit Erziehungsspielen die nicht minder gestrenge Mama. Die zehn gesunden und vitalen Welpen entwickelten sich zu liebenswürdigen typvollen überwiegend kompakt gebauten Sloughis, mit schön geschlossener Figur. Sie weisen keine Übertreibungen auf, weder in der Größe, noch in den Winkelungen noch im Gangwerk. Sie tragen keine übertrieben langen Hälse und haben schön kräftige Knochen. Bei Ausstellungsbesuchen waren es wiederum international anerkannte Richter, die uns durch ihre Bewertungen die Qualität auch dieser Nachzucht bestätigten. V'Sahib, international ausgestellter Rüde, im Typ seiner Mutter gleichend, kraftvolle Eleganz ausstrahlend, ist Internationaler, Schweizer, Österreichischer und Deutscher Champion DWZRV und VDH, Zentraleuropasieger 2000, Österreichischer Bundessieger 2000 und Europajugendsieger VDH. Seine Hasenschärfe lebt er auf der Rennbahn aus, bei Trainingsläufen und Solorennen. Wurfbruder V'Bedui erinnert auffallend an seinen Vater Ibn Jamil und die algerisch tunesischen Sloughis unter seinen Vorfahren. Er ist u. a. Deutscher Champion und Landessieger. Mit der neu erworbenen Coursing-Lizenz wird es in der nächsten Saison an die Starts gehen.
Die fünf Töchter von Tamri - Vahdani, Vasana, V'Anisa, V'Ifricija
und V'Fannanya, begannen ebenso Erfolg versprechende Karrieren. Perfekte Ringpräsentation durch ihre Besitzer unterstreicht die Qualität der hübschen Hündin Vahdani. Um aus intensivem Interesse einen guten Überblick über die Rasse in Europa zu bekommen, besuchen sie gerne mit ihr die internationalen Spezialausstellungen für die Rasse. Erwähnt sei hier das "Schweizer Klubmatch 99". Vahdani wurde mit V1 bewertet von Herrn Dr. El Baroudi, dem Präsidenten des Marokkanischen Sloughi Klubs. In 2000 wurde sie bester Sloughi (BOB, 4. BIS) des "Holländischen Klubmatch der NVOW", gekürt von Frau Ommen-Kloeke-Evers (Sloughi Zucht PWCA Mohamed, die Hündinnen Nagla und Talha sind Urgroßmütter des V-Wurfes). Im gleichen Jahr erreichte Vahdani beim "Jubiläums-Klubmatch des Deutschen Sloughi Club" (DSC) in der OK V1, CAC und den Titel Jubiläumssiegerin. Vahdani ist Deutsche und Schweizer Championesse und Landessiegerin.
Vasana, V'Anisa und V'Fannanya - alle drei Hündinnen mit wunderschönen fließenden Linien und sanftem orientalischem Ausdruck wurden nicht oft und fast nie bei einem Richter mehrmals ausgestellt. Bisher sind sie Deutsche Champions, V'Fannanya auch VDH. Ihren Neigungen entsprechend absolvierten Vahdani, Vasana und V'Bedui die Coursing-Lizenz. Die beiden Hündinnen erzielten Erfolge in Schönheit und Leistung. Überraschend wurde uns Uhada, die Wurfschwester meines Rüden
Ussamal für einen Wurf zur Verfügung gestellt. Uhada - eine
Hündin deren charismatische Ausstrahlung schwer in Worte zu fassen
ist. Je älter sie wurde, desto mehr zog sie die Menschen in ihren
Bann. Zudem war sie perfekt gebaut und wunderbar ausgereift. Wir entschieden uns für Ch. Fadjedan Razel e Salam. Im Phänotyp tunesisch anmutend passte er ausgezeichnet zu Uhada. Er war ein in Frankreich gezogener Rüde mittlerer Größe mit sehr schöner Substanz, einem tollen Pigment, außergewöhnlich dunklen Augen und nicht zuletzt mit extrem freundlichem und aufgeschlossenem Wesen. Für diese Verbindung war uns der fehlende Blutanschluss des Zuchtpartners besonders wichtig.
Im April 99 erblickten 2,3 Welpen das Licht der Welt, 4 Wochen vor dem 8. Geburtstag von Uhada. In einer guten Stunde bewältigte sie das Gebären, zerriss die Eihäute und fraß sie auf, nabelte sauber ab und leckte die Welpen trocken. Noch nicht richtig ausgepackt schoben sie sich zu den Zitzen - die Rüden gar mit gestemmten Beinchen. Die beiden waren und blieben hellsandfarben und gänzlich ohne Maske. Auch dieser Wurf zeigt die gewünschten knappen Formen der Gebäude mit etwas feineren Knochen als die Würfe davor. Das Haarkleid schön weich, kurz und glänzend. Dieser Glanz fällt besonders bei Wilaya ins Auge, dem ersten schwarzbemantelten Sloughi bei Nuri al Baida. Die besonders gleichmäßig gezeichnete sandfarbene Maske im Gesicht und die ebenmäßige Verteilung der Sandfarbe an den Beinen unterstreicht die edle Ausstrahlung. Wilaya ist von mittlerer Größe aber im Wurf die kleinste, zarteste und temperamentvollste. Ihr Metier ist das Coursingfeld. Mit Lizenz und dem ersten CAC wird sie in die neue Saison starten. Absolut gleich in der Anatomie wenn auch etwas größer und kräftiger bildet ihre hellsandfarbene Schwester Waqi mit kraftvoller Eleganz das Gegenstück. Wie die Eltern hat auch sie die kräftige Lende, ein müheloses Gangwerk mit viel Schub, die funkelnden schwarzen Augen und einfach schöne Linien. In ihrer gesamten Haltung zeigt sie sich sehr aristokratisch. Auch Waqi lebt ihr Temperament bei Coursing Wettkämpfen aus und absolvierte diesen Herbst die nötigen Läufe für den Erhalt der Lizenz. Waqi lebt im Nachbarort und ich hatte das Vergnügen, sie in diesem Jahr regelmäßiger im Ausstellungsring vorstellen zu dürfen. Sie begeisterte in den Shows durch ihre qualitätsvolle, feminine Schönheit und erhielt mehrfach "Best of Breed" zugesprochen. Waqi befindet sich in der Wartezeit für das deutsche Championat des DWZRV und VDH. Sie wurde Landessiegerin Nord-Mecklenburg-Vorpommern. Waqi beendete diese Saison mit einem souveränen Erfolg bei der Winner in Amsterdam. Sie erhielt den Titel "Winner 2001" zugesprochen und wurde "Beste der Rasse". Wadija lebt zusammen mit ihrer Mutter Uhada ein inzwischen geruhsames Dasein mit ihrem Besitzer - geliebte Familiensloughis mit täglichem Freilauf und immer in Gemeinsamkeit mit ihrem Menschen.
Etwas aktiver mit gelegentlichem Engagement im so genannten Windhundsport
geht Weli Ahd seinen Weg. Der urwüchsige und sanfte Rüde mit
deutlichen Merkmalen des alten tunesischen Typs bekam bei drei besuchten
Ausstellungen 2 CAC zuerkannt. Aus den jüngsten Würfen stehen für die weitere Zucht mehrere
qualitätsvolle Hündinnen zur Verfügung. Der Engpass der
sechsjährigen Zuchtpause ist überwunden. Nach wie vor entsprechen
die Sloughis von Nuri al Baida überwiegend dem alten orientalischen
Typ, ohne anatomische Übertreibungen, mit hohen Blutanteilen der
Sloughis aus Tunesien und Algerien. Für das Frühjahr 2002 planen wir den nächsten Wurf.
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